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Energie teilen in Bakum: Pilotprojekt startet trotz Verbot in Deutschland!

In Bakum, Niedersachsen, hat ein neues Pilotprojekt für Energy Sharing begonnen, an dem 40 Haushalte teilnehmen, darunter die Familie Tebbe mit ihren sechs Mitgliedern. Familie Tebbe ist dabei Empfänger des Projekts, da sie über keinen eigenen Stromerzeuger verfügt. Ihr jährlicher Energieverbrauch beläuft sich auf etwa 5.000 kWh und die technische Infrastruktur wird vom österreichischen Unternehmen Neoom bereitgestellt. Eine spezielle App ermöglicht es den Teilnehmern, die Energiedaten ihrer Haushalte und der Gemeinschaft nachzuverfolgen.

Energy Sharing steht in Deutschland jedoch derzeit unter einem Verbot. Um das Projekt zu realisieren, werden fiktive Abrechnungen und monetäre Boni verwendet. Die Projektpartner, darunter die Gemeinde Bakum, die örtliche Energiegenossenschaft und der Versorger EWE, haben sich das Ziel gesetzt, politische Motivation zu schaffen, um die Legalisierung von Energy Sharing voranzutreiben. Vorteile wie eine Reduzierung des Stromtransports und finanzielle Einsparungen für Verbraucher stehen dabei im Mittelpunkt. In Österreich ist dieses Konzept bereits seit vier Jahren möglich, wo Haushalte jährlich 100 bis 200 Euro sparen können.

Das Pilotprojekt in Bakum

Ein Kernaspekt des Pilotprojekts ist die virtuelle Stromteilung, bei der Mitglieder der Bürgerenergiegemeinschaft Bakum Energien aus einem Windpark und Photovoltaikanlagen teilen. Das Hauptziel besteht darin, praktische Erfahrungen zu sammeln, bis die Bundesregierung eine Rechtsgrundlage für reales Energy Sharing schaffen kann. Derzeit ist es Haushalten in Deutschland nicht erlaubt, sich zu Energiegemeinschaften zusammenzuschließen, um eigene Anlagen zu bauen. Valérie Lange vom Bündnis Bürgerenergie e.V. kritisiert diese Regelung als verpasste Chance für Haushalte und die Energiewende.

Das Bundeswirtschaftsministerium führt Gespräche mit Verbänden, um die Attraktivität von Energy Sharing zu steigern. Ein konkreter Entwurf für den notwendigen Rechtsrahmen liegt bislang jedoch nicht vor. Die Durchführung des Pilotprojekts in Bakum, das in Zusammenarbeit mit der lokalen Bürgerenergiegenossenschaft und der Gemeinde erfolgt, bietet die Gelegenheit, wichtige Praxiserfahrungen zu sammeln. Jan Hoyer, Vorstand der Energiegenossenschaft Bakum, beschreibt die Kooperation als „perfekte Symbiose“. Das Projekt umfasst die virtuelle Abrechnung der geteilten Energiemengen in 15-Minuten-Blöcken und die Teilnehmer erhalten einen Bonus für jede geteilte Kilowattstunde, die auf 50 bis 100 Euro pro Haushalt geschätzt wird. Ziel ist der sukzessive Ausbau der Energiegemeinschaft sowie eine getrennte Abrechnung von innergemeinschaftlichen Energiemengen und Reststrommengen.

EWE sieht im Pilotprojekt die Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und Impulse für die gesetzliche Regelung zu geben. Neoom bringt dabei seine Expertise aus etwa hundert aktiven Energiegemeinschaften in Österreich ein und beschreibt das Konzept der dezentralen Energieversorgung als schichtweise: Eigenversorgung maximieren, regionalen Strom teilen und bei Bedarf mit Energieversorgern handeln.