
In Niedersachsen gibt es einen alarmierenden Mangel an Rheumatologen, was die medizinische Versorgung der Patienten gefährdet. Aktuell sind nur 54 niedergelassene Rheumatologen im Bundesland verfügbar. Laut Informationen von Dewezet verlässt einer der wenigen Rheumatologen, Prof. Dr. Dirk Meyer-Olson, Bad Pyrmont zum Ende Juni 2024 in Richtung Ruhrgebiet. Dieser Weggang könnte Auswirkungen auf die Bedarfsberechnung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) haben, die jedoch bislang nicht informiert wurde. Die KVN berichtet von einer hohen Nachfrage und Schwierigkeiten, schnell einen Termin bei einem Rheumatologen zu bekommen.
Der steigende Bedarf an Rheumatologen steht im Gegensatz zu der rückläufigen Zahl von Medizinern, die sich in diesem Bereich weiterbilden. Viele Krankenhäuser haben rheumatologische Abteilungen geschlossen, da diese nicht mehr profitabel sind. Während einige Patienten mit Gelenkschmerzen von ihrem Hausarzt behandelt werden können – Schätzungen zufolge sind es bis zu 85% der Fälle – benötigen dennoch etwa 15% spezielle Therapien von Rheumatologen.
Versorgungsengpass aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie
Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) weist auf bundesweite Versorgungsengpässe hin. Aktuell gibt es in Deutschland nur 750 internistische Rheumatologen, während mindestens 1.350 benötigt werden, um eine angemessene Versorgung sicherzustellen, wie Ärzteblatt berichtet. Dies führt dazu, dass rheumatologische Erkrankungen oft zu spät erkannt und behandelt werden, was gravierende Folgen für die Patienten haben kann. Beispielsweise leiden 60.000 bis 70.000 Menschen jährlich an Neuerkrankungen der rheumatoiden Arthritis, wobei die Diagnosestellung im Durchschnitt neun Monate dauert. Zudem warten Patienten mit selteneren Rheumaformen teilweise mehrere Jahre auf eine Diagnose.
Die DGRh fordert eine Erhöhung der Weiterbildungsstellen für Rheumatologen, da die derzeitige Finanzierung über Fallpauschalen zu einer ungleichen Verteilung dieser Ausbildungsplätze in den Kliniken führt. Auch die Weiterbildung in Kliniken wird nicht vergütet, was die Bereitschaft, sich auf diesem Gebiet weiter fortzubilden, hemmt. Um die Versorgung zu verbessern, sollte der Fokus in der Krankenhausplanung nicht nur auf finanziellen Aspekten liegen.