
Im Landkreis Stade wird der Küstenschutz angesichts steigender Meeresspiegel und verstärkter Sturmfluten zu einem dringlichen Thema. Landrat Kai Seefried fordert entschlossenes Handeln für die Erhöhung der Deichanlagen entlang der Unterelbe. Die geplanten Maßnahmen umfassen die Erhöhung von 76 Kilometern der Hauptdeichlinie, sowie die Sanierung und den Neubau mehrerer Sperrwerke, um einen effektiven Schutz gegen Hochwasser zu gewährleisten.
Bis 2050 sollen die Deiche in einigen Bereichen um mehr als zwei Meter erhöht werden. Der Fokus liegt dabei auf mehreren Standorten, an denen neue Sperrwerke errichtet werden sollen, darunter Ruthenstrom, Lühe, Freiburg, Abbenfleth, Schwinge, Oste und Wischhafen. Die geschätzten Kosten für diese umfassenden Maßnahmen belaufen sich auf rund 575 Millionen Euro. Für das Jahr 2025 stehen dem Landkreis Stade bereits 23,7 Millionen Euro aus dem niedersächsischen Küstenschutzetat zur Verfügung, und das Land Niedersachsen plant zusätzlich 30 neue Stellen im Hochwasserschutz sowie eine Vereinfachung der Genehmigungsverfahren.
Herausforderungen und ökologische Aspekte
Aktuell liegt die Kronenhöhe der Elbdeiche im Landkreis Stade bei etwa 8 Metern über Normalhöhennull (NHN). Zum Vergleich: Im Jahr 2013 brachten die Nikolaussturmfluten Wasserstände von 5-6 Metern NHN, welche nur 30 cm unter der Sturmflut von 1962 lagen. Auch im Februar 2022 wurde ein Pegel von knapp 5,50 Metern NHN registriert. Bei weiterhin steigenden Meeresspiegeln müssen künftige Sturmfluten mit höheren Pegeln gerechnet werden.
Im Rahmen der laufenden Deichbaumaßnahmen wird unter anderem in Bützflether Sand und Stadersand der Deich auf 9,80 Meter NHN erhöht, während in Hinterbrack eine Deichverstärkung auf 9 Meter über zwei Kilometer erfolgt. In Krautsand ist ebenfalls eine Erhöhung auf 9,90 Meter über eine Strecke von fünf Kilometern geplant. Ein wesentliches Spannungsfeld besteht zwischen den notwendigen Deichbauaktivitäten und den Anforderungen des Naturschutzes, dazu kommt die Forderung nach ökologischen Ausgleichsflächen. Der Landrat betont die Bedeutung von Kompromissbereitschaft in diesem Bereich, indem er auch auf die rigiden Artenschutzbestimmungen hinweist, die die Deicherhöhung in Nordkehdingen erschweren.
In einem erweiterten Kontext zum Küstenschutz werden die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher. Laut dem ESKP könnte der Meeresspiegel bis Ende des 21. Jahrhunderts um 30 cm bis fast einen Meter ansteigen und extreme Wetterereignisse wie Sturmfluten verstärken. Das besorgniserregende Szenario sieht vor, dass die Sturmfluten an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins durch starke Westwinde besonders intensiv verstärkt werden könnten.
Die aktuellen Küstenschutzstrategien in Deutschland decken eine Vielzahl von Maßnahmen ab, darunter Deichbau, Sandaufspülungen und der Bau von Wellenbrechern. Angesichts dieser Entwicklungen ist es entscheidend, dass flexible und nachhaltige Schutzstrategien unter Einbeziehung der Bevölkerung geplant werden, um den Herausforderungen des Klimawandels wirksam begegnen zu können.