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Christiane Florin hat ein Buch veröffentlicht, in dem sie die erschütternde Geschichte eines ehemaligen Heimkindes namens Heinz erzählt. Das Werk mit dem Titel „Keinzelfall. Wie Heinz ein katholisches Heim überlebte“ thematisiert die gravierenden Missbrauchserfahrungen, die Heinz in einem katholischen Kinderheim in den 1960er Jahren erlebte. Heinz, der 1965 beide Eltern verlor, wurde in das Heim gebracht und musste dort Demütigungen, Misshandlungen sowie sexuellen Missbrauch durch mehrere Personen erdulden.
In ihrem Buch kritisiert Florin die mangelnde systematische Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in kirchlichen Einrichtungen seit 2010. Sie bemängelt, dass sowohl die Kirchen als auch die Bundesregierung die Problematik häufig als „bedauerliche Einzelfälle“ darstellen. Heinz selbst schildert, wie er im Heim als „Frischfleisch“ betrachtet wurde, was die brutale Realität für viele Kinder, die ohne Schutz und Vertrauenspersonen in diesen Einrichtungen waren, unterstreicht.
Die Notwendigkeit der Aufarbeitung
Florin hebt hervor, dass es bis heute eine Vielzahl ähnlicher Fälle gibt und viele Kinder in Heimen unter Gewalt litten. Eine Studie der Ruhr-Universität Bochum zur konfessionellen Heimerziehung, die 2011 vorgestellt wurde, sollte von der Deutschen Bischofskonferenz zur Aufarbeitung der Thematik genutzt werden. Heinz, der auch von der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) Anerkennungsleistungen erhielt, wünscht sich eine fundierte wissenschaftliche Erforschung und Veröffentlichung seiner Erlebnisse sowie ein Denkmal für die misshandelten Kinder.
Zusätzlich zu Heinz‘ Geschichte beauftragte die katholische Kirche vor fünf Jahren eine umfassende wissenschaftliche Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Diese Studie, die 2018 während der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda vorgestellt wurde, überprüfte 38.000 Personalakten von Klerikern aus dem Zeitraum von 1946 bis 2014. Dabei wurden 3.677 betroffene Kinder und Jugendliche sowie 1.670 potenzielle Täter identifiziert.
Die Ergebnisse