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In der Hennefer Maschinenfabrik Steimel läuft der Betrieb trotz eines spürbaren Fachkräftemangels fast normal. Um dem Nachwuchs in der Region eine Perspektive zu bieten, wurde das Projekt „Jump-In“ ins Leben gerufen, welches Schülern Einblicke in verschiedene Berufe ermöglicht. So haben 18 Unternehmen aus der Umgebung die Chance, potenzielle Auszubildende zu gewinnen. Schüler der Gesamtschule Hennef West dürfen unter Anleitung selbst mitschrauben, was das Interesse an technischen Berufen fördern soll.
Der 14-jährige Elias interessiert sich beispielsweise für eine Ausbildung als Mechatroniker, während der 15-jährige Xavier eine Karriere mit Maschinerie im Blick hat. Das Projekt, das von der Kreiswirtschaftsförderung unterstützt wird, ermöglicht es zwei Schülern pro Klasse der Jahrgangsstufe acht, sich für die praktischen Erfahrungen zu bewerben. Hintergrund der Initiative ist der signifikante Rückgang der Auszubildenden im Rhein-Sieg-Kreis. Landrat Sebastian Schuster berichtet von einem Rückgang um rund 12 Prozent von 2019 bis 2023, mit einem noch dramatischeren Rückgang von etwa 22 Prozent im Industriesektor.
Fachkräftemangel und Ausbildungsplatzentwicklung
Obwohl die Wirtschaftslage angespannt ist, schreiben die Betriebe in der Region nicht weniger Ausbildungsplätze aus. Justus Volhard, Geschäftsführer von Steimel, berichtet von Schwierigkeiten, geeignete Bewerber zu finden. „Immer mehr junge Menschen brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab, besonders betroffen durch Corona“, erklärt er. Steimel bildet unter anderem Industrie- und Zerspanungsmechaniker, Betriebselektriker und Industriekaufleute aus und sieht sich in der Verantwortung, das Engagement der Arbeitgeber zu steigern, um den Nachwuchs zu gewinnen. Aktuell werden hauptsächlich männliche Auszubildende eingestellt, obwohl Volhard betont, dass auch Frauen eine wichtige Rolle spielen sollen.
Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist jedoch nicht nur auf regionaler Ebene besorgniserregend. Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung ergab eine Analyse, dass im Jahr 2024 die Zahl der neu abgeschlossenen dualen Ausbildungsverträge auf 486.700 gefallen ist. Dies entspricht einem Rückgang um 2.500 Ausbildungsplätze im Vergleich zum Vorjahr und um 77.595 Ausbildungsplätze seit 2009. Nach einem Anstieg der Ausbildungszahlen in den Jahren 2021 bis 2023, zeigt der Ausbildungsmarkt nun wieder einen Rückgang. Während die Nachfrage nach dualer Berufsausbildung auf 557.100 Ausbildungsplatzsuchende gestiegen ist, sank das Angebot an Ausbildungsstellen auf 556.100.
Die ver.di Jugend fordert eine umlagefinanzierte Ausbildungsplatzgarantie, da aktuell nur 19,1 Prozent der Betriebe Ausbildungsplätze anbieten. Diese Garantie aus dem Jahr 2024 bietet jedoch keinen flächendeckenden Anspruch auf Ausbildungsplätze, was bedeutet, dass rund 31.000 junge Menschen im Jahr 2024 keinen Ausbildungsplatz finden werden, wie die aktuellen Ergebnisse zeigen.