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Der manövrierunfähige Öltanker „Eventin“ blockiert weiterhin die Gewässer vor der Insel Rügen in der Ostsee. Das Schiff hat keine Genehmigung zur Weiterfahrt erhalten, da es mit seiner Ladung im Zollgebiet der Europäischen Union verweilt und somit zollamtlicher Überwachung unterliegt. Die „Eventin“ transportiert 100.000 Tonnen russisches Öl, welches als illegale Ware gilt.
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle hat die Situation um den Tanker im Blick und prüft, ob mit dem Transport des Öls gegen EU-Sanktionen verstoßen wird. Die Generalzolldirektion in Bonn äußerte sich nicht über mögliche Maßnahmen, da dies dem Zollgeheimnis unterliegt. Greenpeace bezeichnet die „Eventin“ als Teil der russischen Schattenflotte, die aus 192 maroden Schiffen besteht, die versuchen, durch unterschiedlichste Mittel Sanktionen zu umgehen.
Hintergrund der Schattenflotte
Die russische Schattenflotte ist ein Ausdruck von Schiffsoperationen zur Umgehung internationaler Sanktionen, die insbesondere seit der Invasion der Ukraine im Jahr 2022 an Bedeutung gewonnen haben. Diese Flotte besteht vorwiegend aus älteren und schlecht gewarteten Tankern, deren Eigentumsverhältnisse unklar sind und die oft nur unzureichend versichert sind. Sanktionen verbieten westlichen Unternehmen, russischen Ölexporteuren Schiffe, Finanzierung und Versicherungsleistungen anzubieten, sofern das Öl nicht mit einem erheblichen Preisabschlag verkauft wird.
Die Europäische Union hat im Sommer 2024 begonnen, gezielte Sanktionen gegen einzelne Öltanker zu erlassen, die der Schattenflotte zugerechnet werden. Massive Löschungen von Schiffen wurden bereits durchgeführt: Knapp 80 Schiffe von der EU, über 50 von Großbritannien und 183 von den USA sind bisher sanktioniert worden. Experten warnen vor den hohen Umwelt- und Sicherheitsrisiken, die von diesen alten Tankern ausgehen, die im Durchschnitt 18 Jahre alt sind. Bisher gab es bereits mehrere Zwischenfälle mit den Tankern dieser Flotte, darunter auch die „Eventin“.
Aktuell ist unklar, wann die geplante Schleppverbindung zur „Eventin“, die in Richtung Skagen an der Nordspitze Dänemarks aufgebrochen werden sollte, hergestellt werden kann. Vor der Havarie hatte der Tanker einen Ausfall aller Systeme, was die Situation verschärft.