
Die deutsche Rüstungsindustrie erlebt derzeit einen signifikanten Wandel. Unternehmen wie Rheinmetall, ein führender Hersteller im Bereich Rüstungsproduktion, planen die Umstellung von bestehenden zivilen Produktionen hin zu militärischen Aufträgen. Insbesondere die Werke in Berlin und Neuss, die zuvor Autoteile gefertigt haben, sollen künftig auf die Produktion von Munition ausgerichtet werden. Dies geht einher mit einem deutlichen Anstieg der Verteidigungsausgaben in Deutschland und einer gestiegenen Nachfrage nach Rüstungsgütern aufgrund geopolitischer Unsicherheiten und Konflikten wie dem Krieg in der Ukraine. So berichten mehrere Quellen, dass die Verlässlichkeit des NATO-Schutzes unter US-Präsident Donald Trump in Frage gestellt wurde, was den Druck auf europäische Länder erhöht hat, ihre militärischen Kapazitäten auszubauen.
Die Zahlen belegen den Trend: Während der Umsatz im zivilen Geschäft von Rheinmetall in den ersten neun Monaten 2024 um 1,543 Milliarden Euro zurückging und das operative Ergebnis im zivilen Bereich um 3,8 % auf 74 Millionen Euro sank, verzeichnete die Sparte „Weapon and Ammunition“ ein Umsatzplus von 64,3 % auf 1,554 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis in diesem Bereich konnte sich sogar auf 339 Millionen Euro verdoppeln. Insgesamt stieg der Gesamtumsatz des Rheinmetall-Konzerns auf 6,2 Milliarden Euro. Mitarbeiter in den betroffenen Werken haben die Möglichkeit, in die Rüstungsproduktion zu wechseln, was im Kontext der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen als positiv bewertet wird, so [Merkur](https://www.merkur.de/wirtschaft/aufruestung-in-deutschland-munitionsproduktion-soll-nun-von-autozulieferer-arbeitern-uebernommen-werden-zr-93591086.html).
Personalverlagerungen und Marktentwicklung
Die deutschen Rüstungsunternehmen generieren vermehrt Arbeitsplätze in dem sich verändernden Marktumfeld. Rheinmetall schätzt, dass etwa 80.000 Menschen in Deutschland von der Rüstungsindustrie profitieren können. Zudem erhielt das Unternehmen im vergangenen Jahr über 200.000 Bewerbungen, darunter viele von ehemaligen Mitarbeitern der Automobilindustrie. Neueste Studien prognostizieren, dass die Erhöhung der Rüstungsausgaben das Wirtschaftswachstum um einen halben Prozentpunkt ankurbeln und 100.000 Arbeitsplätze in der Industrie schaffen oder sichern könnte. Eine Simulation des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung deutet sogar auf die Schaffung von insgesamt 200.000 neuen Jobs durch erhöhte Rüstungsausgaben hin, wie [ZDF](https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/ruestungsindustrie-konjunktur-jobs-munition-rheinmetall-100.html) berichtet.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Entscheidung von Rheinmetall, 100 Beschäftigte von Continental in Gifhorn einen Wechsel in die Munitionsfabrik anzubieten. Gleichzeitig plant das Unternehmen Hensoldt die Übernahme von Mitarbeitern, die von Werksschließungen bei Continental und Bosch betroffen sind. Der Markt für Rüstungsproduktion boomt nicht nur aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage, sondern auch, weil der Imagewechsel von Rüstungsunternehmen fortschreitet, und Rüstung zunehmend als essentielle Komponente der nationalen Sicherheit wahrgenommen wird.