Halle (Saale)

Skulptur Widerstehen : Kunst gegen das Vergessen im Roter Ochse

Am 27. August fand im halleschen Zuchthaus „Roter Ochse“ ein spektakulärer Kunstakt statt, als eine zweimeterhohe Bronze-Skulptur des Bildhauers Bernd Göbel über die Gefängnismauer zum Gedenken an politische Häftlinge der NS- und DDR-Zeit angebracht wurde, die das brutale Erbe der Vergangenheit herausfordert und den Willen zum Widerstand symbolisiert.

HALLE/MZ. – Ein aufregender Tag für Halle! Am 27. August erlebte das berüchtigte Gefängnis „Roter Ochse“ eine spektakuläre Inszenierung, die für Aufsehen sorgte: Mit einem riesigen Kran wurde eine imposante Skulptur über die Backsteinmauern direkt ins Herz der Anlage gehoben. Doch nicht etwa ein Mensch aus Fleisch und Blut kam hier rein – sondern eine atemberaubende Bronzeplastik, geschaffen vom talentierten Hallenser Künstler Bernd Göbel, die ganze zwei Meter hoch ist!

Die neugierigen Blicke der Passanten und die erstaunten Gesichter der Gefangenen, die von ihren Fenstern aus zuschauten, konnten nicht anders, als von diesem außergewöhnlichen Ereignis gefesselt zu werden. Der Traum, die Mauer zu überwinden, bekommt hier eine ganz andere Dimension: Ein Kunstwerk, das gleichzeitig ein Mahnmal ist, wird in die Gefängnismauern eingelassen.

Ein Stück Geschichte

Dieses beeindruckende Kunstwerk bringt nicht nur die Kunst in den Vordergrund, sondern gedenkt auch der unzähligen Menschen, die aus politischen Gründen in den dunkelsten Zeiten unserer Geschichte hier inhaftiert und gar hingerichtet wurden. Der „Rote Ochse“, ein noch aktives Gefängnis, wird seit 1996 auch als Gedenkstätte genutzt. Im schmalen Innenhof, der seit 2000 abgetrennt ist, wurde die Skulptur aufgestellt und ist eine Hommage an die 549 Menschen aus 15 Ländern, die zwischen 1942 und 1945 vom NS-Reichskriegsgericht ermordet wurden.

Die ersten Besucher, die das Kunstwerk betrachten durften, waren die Angehörigen dieser Opfer. Bernd Göbels Werk „Widerstehen“ ist eine monumentale Plastik, die als eines der bedeutendsten öffentlichen Kunstwerke in Halle gilt – ein kraftvolles Pendant zu Wolfgang Mattheuers legendärer Skulptur „Der Jahrhundertschritt“ (1984).

Im Innenhof der Gedenkstätte beeindruckt die Skulptur durch ihre zentrale Lage: Auf einem Betonsockel steht sie nur wenige Schritte von der Tür entfernt, die einst zur Richtstätte führte, und strahlt eine nahezu magische Anziehungskraft aus. Die beängstigende Geschichte des Ortes wird durch die kraftvolle Pose der Figur, eines nackten Mannes, der sich mit locker gekreuzten Armen nach hinten beugt, sofort spürbar. Ein Ausweichschritt in einem Raum voller gewaltvoller Vergangenheit!

Ein künstlerisches Meisterwerk

Bernd Göbel, mittlerweile 81 Jahre alt, hat lange auf diesen Moment gewartet. Seine Figur, die er seit den späten 1980er Jahren entworfen hat, wurde nach vielen Herausforderungen nun endlich in Halle realisiert. Gut 50.000 Euro kostete die Anfertigung in Tschechien – ein echter Preis für ein Kunstwerk, das bleiben soll, auch wenn die Justizvollzugsanstalt irgendwann geschlossen wird.

Die Skulptur steht in einem Raum, der zugleich eine beruhigende Kulisse und einen schmerzalbenen Ort der Erinnerung bildet. Göbel erklärt seine Inspiration in einem persönlichen Text: Es ist ein Zeichen der Selbstbehauptung gegen Gewalt und Unterdrückung. „Widerstehen“ – eine Botschaft, die stark ist und nie verloren gehen sollte!

Die Gestaltung ist durch eine persönliche Botschaft auf dem Sockel ergänzt: „Nicht einschmelzen für Waffen!“ – eine klare Ansage eines Mannes, der als Kind den Schrecken des Krieges überlebte. Ein eindringlicher Aufruf zur Menschlichkeit und zur Erinnerung in einer Zeit, die uns nicht vergessen lassen sollte.

Die Gedenkstätte „Roter Ochse“ in Halle ist geöffnet: Mo und Fr von 10-14 Uhr, Di-Do von 10-16 Uhr. Kommen Sie vorbei und erleben Sie dieses beeindruckende Kunstwerk und die bewegende Geschichte hautnah!

NAG Redaktion

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