
Im Nachlass des bekannten Comiczeichners Hannes Hegen, der die beliebte Zeitschrift „Mosaik“ erfand, wurden zwei bisher als verloren geglaubte Heft-Manuskripte aus dem Jahr 1963 entdeckt. Diese Manuskripte waren nie veröffentlicht worden, da der DDR-Verlag Junge Welt sie als kritisch ansah und Bedenken hinsichtlich ihrer Inhalte hatte. Am 16. Mai, dem 100. Geburtstag von Hegen, erscheint posthum eine der beiden Episoden mit den beliebten Kobolden Dig, Dag und Digedag. Das Heft trägt den Titel „Duell an der Newa“ und ist Teil einer Erfinderserie, in der die Hauptfiguren verschiedene Erfinder von der Antike bis ins späte 19. Jahrhundert treffen.
Der Verlag Junge Welt äußerte Bedenken, dass die in den Geschichten dargestellten Erfinder eher dem gehobenen Bürgertum angehörten und somit nicht die Leistungen der Arbeiterklasse repräsentierten. Die Geschichten wurden zudem als zu klamaukig bewertet, was zu Forderungen nach mehr Ernsthaftigkeit und einem Bezug zur Arbeiterbewegung führte. Um dem Druck zu entsprechen, musste Hegen 1963 das Konzept ändern und entwickelte daraufhin die Runkel-Serie. Zwischen 1955 und 1975 produzierte Hegen insgesamt 223 Hefte der Comic-Serie der Digedags, bevor die Erfinderserie 1964 vorzeitig eingestellt wurde.
Die Rückkehr der Digedags
Nach Hegens Ableben im November 2014 im Alter von 89 Jahren werden nun die Manuskripte von Ulf S. Graupner und Steffen Jähde in die Tat umgesetzt. Die Zeichnungen für die Episode „Duell an der Newa“ wurden traditionell per Hand erstellt und anschließend digital bearbeitet und koloriert. Das neue Heft erscheint als Mai-Special und ist eine Ergänzung zur regulären Ausgabe von „Mosaik“, die seit Dezember 1955 immer hohe Verkaufszahlen verzeichnet. Das erste Heft der Digedags hieß „Auf der Jagd nach dem Golde“ und wurde sofort zum Bestseller.
„Mosaik“ ist mittlerweile die älteste noch erscheinende deutsche Comiczeitschrift. Trotz der politischen Zensur während der DDR-Zeit führte Hegens kreative Arbeit keine sozialistische Propaganda ein, sondern ermöglichte den Lesern, verschiedene Zeitepochen zu erkunden. Nach seinem Streit mit dem FDJ-Verlag Junge Welt im Jahr 1975 zog sich Hegen ins Privatleben zurück, was das Ende der Digedags nach insgesamt 229 Heften zur Folge hatte.
Die Sammlung der Digedags wird auch heute noch fortgesetzt. Laut Mosapedia erschienen die ersten Sammelbände bereits in den 1960er Jahren und das Projekt wurde nach der Wende weiterhin vom Buchverlag Junge Welt fortgeführt. Der letzte Band dieser Reihe erschien im März 2007. Die Verwirrung um die Nummerierung der Reihen führt oft zu Missverständnissen, da zwischen den verschiedenen Serien wie der Runkel-Serie und der Erfinder-Serie unterschiedliche Nummerierungssysteme verwendet werden.