
In der Region Ostholstein wird bis 2040 ein erheblicher Bevölkerungsrückgang von 16.290 Menschen prognostiziert. Dies geht aus Schätzungen des Statistikamts Nord hervor. Vor sechs Jahren wurde noch erwartet, dass im Jahr 2030 etwa 190.000 Menschen im Kreis leben werden; die neuesten Hochrechnungen zeigen jedoch nur noch rund 185.200 Einwohner in 15 Jahren.
Ostholstein weist den höchsten Altersdurchschnitt in Westdeutschland mit 48,7 Jahren auf. Die Überalterung der Bevölkerung ist auf eine gestiegene Lebenserwartung und eine sinkende Geburtenrate zurückzuführen. So ist der Anteil der 0-17-Jährigen von 17,8% im Jahr 2000 auf 14,4% bis Ende 2023 gesunken, während der Anteil der über 50-Jährigen mittlerweile 53,6% beträgt. Ein weiteres Problem stellt der Abwanderungstrend junger Erwachsener dar, die in größere Städte ziehen, um bessere berufliche Perspektiven und Freizeitmöglichkeiten zu finden.
Herausforderungen für die Region
Ein maßgeblicher Faktor für den Bevölkerungsrückgang ist der Mangel an bezahlbaren Wohnungen für Singles und Paare in Ostholstein. Der Zuzug älterer Menschen wird den Rückgang nicht aufhalten können, und die Zahl der Erwerbspersonen wird bis 2035 um mehr als 13.000 sinken. Dies hat auch Auswirkungen auf die Versorgungsangebote: Pflegeheim- und Tagespflegeplätze sind bereits knapp, weshalb eine Pflegebedarfsplanung vorbereitet wird. Die Seniorenresidenz in Grube bietet derzeit 85 vollstationäre Pflegeplätze an.
Die bevorstehende Feste Fehmarnbeltquerung wird als Chance für die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Ostholstein betrachtet. Darüber hinaus wurde das Projekt „Praktikum Hansebelt“ ins Leben gerufen, um junge Menschen mit Unternehmen in der Region zu vernetzen. Die Entwicklungsgesellschaft Ostholstein plant zudem die Errichtung von sieben neuen Gewerbegebieten, um attraktive Unternehmen anzusiedeln.
Einen weiteren Anstieg der Bevölkerung gab es durch den Zuzug von 3.786 geflüchteten Menschen seit Beginn des Ukraine-Kriegs, wobei unklar bleibt, wie viele von ihnen dauerhaft in der Region bleiben werden. Eine neue, kleinräumige Bevölkerungsprognose wird noch in diesem Jahr veröffentlicht.
Im Kontext des demografischen Wandels hat das Europäische Parlament gefordert, diese Thematik als Priorität innerhalb der EU zu behandeln, vergleichbar mit dem Klimawandel oder der Digitalisierung. Laut einem Bericht, der sich mit den demografischen Herausforderungen der EU befasst, wird ein koordinierter Ansatz benötigt, um negative demografische Trends umzukehren. Nationale und lokale Behörden sind dabei entscheidend, um geeignete Reaktionsstrategien für gefährdete Regionen zu entwickeln, unterstützt durch die Aufbau- und Resilienzfazilität. Insbesondere die Mobilitätsstrategie der EU könnte dazu beitragen, ländliche und abgelegene Regionen zu stärken, um den Bevölkerungsrückgang zu stoppen und Arbeitsplätze zu schaffen, wie das Europäische Parlament berichtete.