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Sicherheitsversagen im Fall Taleb A.: Wieso blieb der Attentäter unentdeckt?

Der gewaltsame Vorfall auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg, bei dem am 20. Dezember 2024 sechs Menschen, darunter ein neunjähriger Junge, getötet und fast 300 weitere verletzt wurden, hat erneut die Diskussion über die Sicherheitsbehörden in Deutschland angeheizt. Der mutmaßliche Angreifer, Taleb A., ein 50-jähriger Psychiater aus Saudi-Arabien, lebte seit 2006 in Deutschland und hatte eine umstrittene Vorgeschichte.

Taleb A. war zunächst von März 2006 bis Januar 2008 in Hamburg gemeldet und erhielt eine Aufenthaltserlaubnis zum Studium. Im Oktober 2007 wurde er aufgrund von Sicherheitsbedenken befragt. Nach dieser Befragung erhielt er zwei weitere Aufenthaltsgenehmigungen, um einen Studien- oder Ausbildungsplatz zu finden. Nachdem Taleb A. von Mitte Januar bis Oktober 2008 kurzzeitig außerhalb Deutschlands lebte, meldete er sich erneut in Hamburg an und erhielt eine Duldung, die seine Abschiebung bis Februar 2009 aussetzte.

Kontakte mit Sicherheitsbehörden

Nach Angaben von [RND](https://www.rnd.de/politik/attentaeter-von-magdeburg-sicherheitsbehoerden-hatten-schon-vorher-110-mal-mit-ihm-zu-tun-OAFFFRGIGFBDJIDPZ2EQSBFYIM.html) hatten die Sicherheitsbehörden bereits über 110 Kontakte mit Taleb A., was mehr ist als zunächst festgestellt wurde. Diese Kontakte fanden in mindestens sechs Bundesländern statt, darunter Sachsen-Anhalt, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bayern. Zudem waren das Bundeskriminalamt, der Bundesnachrichtendienst und das Bundesamt für Verfassungsschutz involviert.

In den Jahren vor dem Anschlag liefen mehr als ein Dutzend Ermittlungsverfahren gegen Taleb A., von denen viele eingestellt wurden. Die Ermittlungen wurden oft aus Gründen des Datenschutzes und der technischen Rahmenbedingungen nicht zusammengeführt, wodurch ein umfassendes Bild seiner Situation fehlte. Taleb A. wurde von den Sicherheitsbehörden offenbar nicht ernst genommen.

Die Rückkehr zu den Ereignissen rund um den Anschlag hat Forderungen nach einem besseren Datenaustausch zwischen den Sicherheitsbehörden laut werden lassen. Politiker verschiedener Parteien, wie Lars Castellucci von der SPD und Alexander Throm von der Union, forderten Maßnahmen zur Verbesserung des Informationsflusses.

Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf der Einstufung des Vorfalls als Terroranschlag. Astrid Passin, Sprecherin der Hinterbliebenen des Breitscheidplatz-Attentats, verlangte, dass der Magdeburger Anschlag als Terroranschlag anerkannt wird und die Ermittlungen vom Generalbundesanwalt übernommen werden. Bundesjustizminister Volker Wissing kündigte an, die Opfer von Magdeburg wie Terroropfer zu behandeln.