
Leo Express, ein privates Transportunternehmen in Mitteleuropa, steht vor der Herausforderung, seine Züge aufgrund von Infrastrukturprojekten in der Tschechischen Republik und der Slowakei mit einem zusätzlichen Traktionssystem auszustatten. In diesem Zusammenhang hat die Stadler Rail AG den Zuschlag für das Projekt erhalten und wird die erforderlichen Arbeiten im Werk in Frauenfeld umsetzen. Dieses Vorhaben ist Teil der Modernisierung der bahntechnischen Infrastruktur in der Region, in der die europäische Wechselstromtraktions-Norm 25kV/50Hz eingeführt wird, um die bestehende 3kV-Gleichstromtraktion zu ersetzen.
Um diese Dualisierung zu erreichen, werden die FLIRT-Züge von Stadler, die Leo Express betreibt, mit zusätzlichen Traktionskomponenten versehen. Insgesamt werden fünf FLIRT-Kompositionen, jeweils bestehend aus fünf Teilen, mit der neuen 25kV/50Hz-Traktion ausgestattet, um den Betrieb auf beiden Arten von elektrischer Infrastruktur in der Tschechischen Republik, der Slowakei und bestehenden Netzen in Polen zu ermöglichen. Leo Express hat Stadler am 23. Januar 2025 mit der Umsetzung dieses Auftrags beauftragt. Dabei werden tschechische Lieferanten an dem Projekt beteiligt sein, was die lokale Wirtschaft stärken dürfte.
Technische Anpassungen und Tests
Zusätzlich zur Hardware-Dualisierung muss das 25kV-System in das bestehende Train Control and Management System (TCMS) integriert werden. Um die Funktionalität zu gewährleisten, werden auch das Diagnosesystem im Leitsystem aktualisiert, und ein Bedienelement zum Umschalten zwischen den beiden Traktionssystemen wird integriert. Darüber hinaus sind eine Gewichtsbetrachtung, eine Karosseriefestigkeitsprüfung sowie technische Lauf- und Bremsprüfungen vorgesehen.
In einem weiteren Schritt zur Stärkung der Schieneninfrastruktur hat Stadler auch einen Vertrag mit dem litauischen Güterbahnbetreiber LTG Cargo unterzeichnet. Dieser Vertrag umfasst die Lieferung von 17 sechsachsigen Lokomotiven, die auf dem EuroDual-Design basieren. Diese neuen Lokomotiven sind für den Betrieb unter extremen Winterbedingungen ausgelegt und werden in Valencia produziert. Die Maschinen bieten eine Zugkraft von 500 kN, eine Leistung von bis zu 6,15 MW und sind mit Funktionen für Schnee und Eis ausgestattet. Die Lokomotiven sollen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit und Effizienz im litauischen Schienennetz beitragen und die Kosten sowie den Umwelteinfluss auf dem verkehrsreichsten Güterkorridor Litauens reduzieren, wie [railcolornews.com](https://railcolornews.com/2024/12/16/free-locomotive-stadler-and-ltg-cargo-sign-a-contract-for-17-coco-electric-locomotives/) berichtete.
Die Fahrerkabinen der neuen Lokomotiven sind mit Fokus auf Komfort, Sicherheit und Sichtbarkeit gestaltet. Dazu zählen ergonomische Bedienelemente, Videoüberwachungssysteme (CCTV) sowie Bordtoiletten. Iñigo Parra, Executive VP von Stadler, und Eglė Šimė, CEO von LTG Cargo, haben beide die Bedeutung dieser Projekte für die Zukunft des Schienenverkehrs hervorgehoben.