
Die Erfurter Stadtverwaltung hat kürzlich bestätigt, dass die beliebte Veranstaltung „Autofrühling“, die seit 1992 regelmäßig auf dem Domplatz stattfand, in diesem Jahr ersatzlos gestrichen wird. Die Entscheidung beruhte auf einem Stadtratsbeschluss, der öffentliche Veranstaltungen am 26. April, dem Jahrestag des Amoklaufs am Gutenberg-Gymnasium, ausdrücklich ausschließt. Der Termin für den „Autofrühling“ fiel auf das vierte Aprilwochenende, das in diesem Jahr auf den 26. April fällt.
Die Veranstaltung bot in der Vergangenheit eine Plattform für verschiedene Autohersteller, ihre Neuheiten zu präsentieren. In diesem Jahr konnte jedoch kein Alternativtermin gefunden werden. Die Stadtverwaltung hatte Teilnehmer der letzten Jahre befragt, deren Antworten bis zum 14. März bei der Kulturdirektion eingehen sollen. Für andere Veranstaltungen auf dem Domplatz gibt es positive Nachrichten, während die Streichung des „Autofrühling“ somit unmissverständlich den sensiblen Kontext rund um den Jahrestag des Amoklaufs in Erfurt widerspiegelt.
Erinnerung an den Amoklauf
Am 26. April 2002 erschoss ein ehemaliger Schüler am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt insgesamt 16 Menschen, darunter 12 Lehrkräfte, eine Schülerin, einen Schüler, eine Sekretärin, einen Polizisten und sich selbst. Es war das erste Schulmassaker dieser Art an einer deutschen Schule. Am 26. April 2022 jährt sich dieses tragische Ereignis zum 20. Mal. Die Schulleiterin Christiane Alt hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Anfragen zu diesem Jahrestag erhalten und beschreibt die Medienanfragen als „extrem lästig“.
Im Zusammenhang mit diesem Gedenktag haben Thüringen und andere Bundesländer seit dem Vorfall die Sicherheitsmaßnahmen an Schulen überprüft und neue Warnsysteme implementiert. Am 3. Mai 2002 fand eine zentrale Trauerfeier mit Tausenden von Teilnehmern statt. In diesem Jahr ist am Dienstag, dem Jahrestag, um 11 Uhr eine öffentliche Gedenkveranstaltung vor der Schule geplant, zu der auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und Landtagspräsidentin Birgit Keller eingeladen sind. Bei dieser Zeremonie wird eine Glocke geläutet und weiße Blumen werden niedergelegt, um den Opfern zu gedenken. Ramelow erinnerte am Sonntag zuvor an die Opfer und betonte den anhaltenden Schmerz sowie die Fassungslosigkeit in der Gesellschaft, wie Thüringen24 berichtete.