
In Thüringen zeichnen sich Veränderungen im Bereich der Geburtshilfe ab. Aktuell gibt es im Bundesland 19 Geburtshilfeabteilungen, jedoch schlägt die Landesärztekammer eine Zentralisierung der Geburtskliniken vor. Diese Initiative hat unter den Hebammen Besorgnis ausgelöst, die vor möglichen Schließungen kleinerer Stationen warnen. Besonders in ländlichen Regionen könnte dies zu längeren Anfahrtswegen für schwangere Frauen führen und die Attraktivität dieser Gegenden für junge Familien mindern. Die Ursachen für die angedachten Schließungen sind vielfältig: sinkende Geburtenzahlen, steigende Kosten sowie ein wachsender Personalmangel.
Im Zuge des anstehenden Welthebammentags am 5. Mai werden Hebammen auf den Wert ihrer Arbeit aufmerksam machen. Der Landeshebammenverband übt bereits Kritik an den Plänen zur Zentralisierung. Verbandsvorsitzende Diana Schmidt äußert Bedenken, dass die Schließung kleiner Kliniken die Anfahrtswege für werdende Mütter verlängern und ländliche Gebiete somit unattraktiver für junge Familien machen könnte. Laut den Vorschlägen der Landesärztekammer würden nach der Zentralisierung nur noch 11 der derzeit existierenden Abteilungen übrig bleiben.
Details zur geplanten Zentralisierung
Die Argumentation für die Schließungspläne wird mit sinkenden Geburtenzahlen und Fachkräfteengpässen untermauert. Weniger als die Hälfte der bestehenden Kliniken verzeichnet jährlich 600 Geburten oder weniger, während vier Kliniken sogar weniger als eine Geburt pro Tag betreuen. Im vergangenen Jahr variierte die Zahl der Geburten pro Klinik zwischen 223 und 1297.
Die Ärztekammer betont, dass die Versorgungsqualität in Kliniken mit höheren Geburtenzahlen für sie von größerer Bedeutung sei als die längeren Fahrtwege. Diana Schmidt widerspricht jedoch und hebt hervor, dass Geburten im Rettungswagen eine unsichere Option darstellen und kleine Kliniken oft eine individuellere Betreuung ermöglichen könnten. Gesundheitsministerin Katharina Schenk unterstützt die Diskussion um die Qualitätsfrage und stellt sicher, dass keine Lücken im bestehenden Versorgungsnetz entstehen werden. Die meisten Kliniken sind innerhalb von 40 Minuten erreichbar.
In den letzten Jahren wurden bereits mehrere Geburtshilfestationen in Thüringen geschlossen. Um die Versorgung in ländlichen Regionen aufrechtzuerhalten, gibt es ein gemeinsames Konzept zwischen dem Berufsverband der Geburtshelferinnen und der Ärztekammer, das die Einrichtung von Hebammenzentren vorsieht. Diese Einrichtungen könnten Geburtsvorbereitung sowie Nachsorge anbieten und telemedizinisch mit Kliniken verbunden sein. Der Landeshebammenverband zählt aktuell rund 475 Mitglieder, die entweder in Kliniken angestellt oder selbstständig tätig sind und betreibt zudem vier Geburtshäuser für außerklinische Entbindungen.