
Katja Wolf bleibt BSW-Landeschefin in Thüringen. Auf einem Parteitag in Gera setzte sie sich gegen Anke Wirsing durch, die von Sahra Wagenknecht unterstützt wurde. Damit ist der Machtkampf um die Thüringer Parteispitze entschieden. Wagenknecht hatte zuvor in einem Brief an die Mitglieder eine „Neuaufstellung des Landesvorstandes“ gefordert. Die Spannungen zwischen Wolf und Wagenknecht bestehen seit der BSW-Regierungsbeteiligung in einer Koalition mit der CDU und der SPD.
Wolfs pragmatischer Regierungskurs wird von Wagenknecht sowie einigen Mitgliedern in Thüringen kritisiert. Diese fordern eine klare Trennung zwischen Regierungs- und Parteiamt. Bei der Abstimmung erhielt Wolf 61 Stimmen, während Wirsing 35 Stimmen bekam. Katja Wolf hat zudem das Amt der Finanzministerin in Thüringen inne. Die Entscheidung über die BSW-Spitze wurde von den Koalitionspartnern aufmerksam beobachtet, da eine Wahl von Wirsing möglicherweise Folgen für die Regierungskoalition gehabt hätte. Diese hat im Landtag insgesamt 44 von 88 Stimmen und keine eigene Mehrheit.
Konflikte und Forderungen im Vorfeld der Wahl
Der Parteitag der Thüringer BSW-Parteispitze fand am Samstag in Gera statt, um über den Regierungskurs von Katja Wolf zu entscheiden oder einen Führungswechsel zu fordern. Sahra Wagenknecht hatte vor der Wahl einen Brief an die Mitglieder gesendet, in dem sie Anke Wirsing unterstützte. Diese ist eine Anhängerin von Wagenknecht und trat bisher wenig öffentlich in Erscheinung. Wolf wird vorgeworfen, das Profil des BSW zu verwässern, was zu den bestehenden Spannungen beigetragen hat.
Zusätzlich wurde auch um eine Präambel zur Friedensfrage zwischen Erfurt und Berlin gestritten. Der Streit hat sich nach der Bundestagswahl verschärft, für die dem BSW in Thüringen Mitschuld zugeschrieben wird. Wagenknecht spricht von einem Vertrauensverlust zwischen der Bundes- und der Landesspitze. Ihre Forderung nach einer Trennung von Regierungs- und Parteiämtern ist beim BSW bislang nicht vorgeschrieben. Steffen Schütz, der Co-Vorsitzende Thüringens, verzichtete auf eine Kandidatur, um die Stabilität des BSW zu wahren. In diesem Zusammenhang wird auch Gernot Süßmuth für die Vorstandswahl antreten und eine Doppelspitze mit Wolf anstreben.
Wolf selbst betonte während des Parteitags, dass es ihr nicht um Posten gehe, sondern um Kontinuität und die Vertretung von BSW-Positionen in der Regierung. Zudem sieht sie die Kandidatur von Süßmuth als eine Brücke zur Parteibasis und zu den Kritikern in Berlin. Wolf äußerte, dass der Parteitag möglicherweise Überraschungen bringen könnte, wie Radio Ennepe Ruhr berichtete. In einer weiteren Analyse beleuchtet die Süddeutsche Zeitung die Hintergründe des Machtkampfs und die damit verbundenen Konflikte.