
In der Region Baden-Württemberg wird am 1. Mai eine alte Tradition gefeiert: das Maibaumstellen. Diese Praxis hat in zahlreichen Orten eine lange Geschichte und ist tief in der Kultur verwurzelt. In Mössingen, einem Ort im Kreis Tübingen, wird der Maibaum noch traditionell mit Muskelkraft aufgestellt. Irene Haag, die Vorsitzende des Musikvereins Mössingen, hebt hervor, dass ihre Gemeinde zu den letzten im Steinlachtal gehört, die diese Methode beibehalten hat.
Wichtige Hilfsmittel beim Aufstellen sind die sogenannten „Schwalben“ – lange Stangen, die paarweise mit Riemen verbunden werden. Die Männer der Mössinger Narrenzunft heben in diesem Jahr den Maibaum mithilfe dieser Stangen in die Höhe. Die Feierlichkeiten beginnen am Mittwochabend, dem 30. April 2025, um 18:00 Uhr mit einem Umzug durch die Stadt. In vielen anderen Orten der Region wird der Maibaum jedoch mit einem Kran, betrieben von der Feuerwehr oder dem Bauhof, aufgestellt.
Verbreitung und Herausforderungen der Tradition
Das Maibaumstellen ist in der Region Neckar-Alb, Zollernalb und Nordschwarzwald weit verbreitet. In Horb, einem weiteren Ort im Kreis Freudenstadt, pflegen alle 17 Stadtteile diese Tradition. Es gibt jedoch auch Herausforderungen: In Talheim wurde ein Maibaum von Unbekannten umgesägt, was als Sachbeschädigung angesehen wird. Um solchen Vorfällen zu entgehen, haben einige Gemeinden, wie zum Beispiel Bempflingen im Kreis Esslingen, einen 12-Meter hohen Aluminium-Baum in Holzoptik angeschafft.
Die Wurzeln dieser Tradition reichen möglicherweise bis in die germanische Zeit zurück und stehen im Zeichen von Waldgottheiten. Der Maibaum symbolisiert das Erwachen der Natur im Frühling, Fruchtbarkeit und das Feiern des Lebens. In Onstmettingen wird der Maibaum ebenfalls aufgestellt, jedoch am 1. Mai um 9:00 Uhr im Park. Vor der COVID-19-Pandemie gab es Schwierigkeiten bei den Feierlichkeiten am Vorabend des 1. Mai, weshalb der Brauch nun vielfach auf den Feiertag selbst verlegt wurde.
Zusätzlich zu den lokalen Gegebenheiten wird der Maibaum traditionell mit bunten Kreppbändern, Stoffbommeln oder Herzen verziert, wie die [WDR](@https://www1.wdr.de/nachrichten/maibaum-brauch-104.html) berichtet. Wasserfestes Kreppband könnte dabei nützlich sein, da Baumschmuck bei Regen verblassen kann. Üblicherweise muss der Maibaum in der Mainacht bewacht werden, um Diebstahl durch Nachbardörfer zu verhindern.
Besonders in einigen Regionen, wie dem Rhein-Erft-Kreis und Köln, wird das mehrmalige Aufstellen des Maibaums sogar als Heiratsantrag gedeutet. Die Maibäume bleiben bis zum letzten Tag im Mai stehen und werden danach abgebaut. Der Abbau kann mit einem Kuss von der Beschenkten, Bier vom Vater und Kuchen von der Mutter gefeiert werden. Ein weiterer Aspekt der Tradition sind die sogenannten Schandbäume, die von Enttäuschten aufgestellt werden – oft mit Klopapier oder schwarzem Kreppband dekoriert.
Auf gesetzwidrige Handlungen wird ebenfalls aufmerksam gemacht: Das Fällen eines Baumes im Wald ohne Erlaubnis des Waldbesitzers ist illegal und wird von Polizei kontrolliert. Regionalforstämter bieten Verkaufsstellen für Maibäume an, deren Preise zwischen 10 und 30 Euro liegen. Die Vorschriften zum Transport des Maibaums sind strikt, um Sicherheit zu gewährleisten.