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Starmer und Selenskyj: 100 Jahre Partnerschaft oder nur ein PR-Trick?

In einem spektakulären Auftritt in Kiew haben der britische Premierminister Keir Starmer und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine „100-jährige Partnerschaft“ zwischen Großbritannien und der Ukraine verkündet. Doch was steckt wirklich hinter diesem großspurigen Versprechen? Ist es mehr als nur ein politisches Manöver?

Am 16. Januar, kurz vor der Amtseinführung von Donald Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten, versuchte Starmer, Großbritannien als besten Freund der Ukraine zu positionieren. In einer Zeit, in der Selenskyj dringend Unterstützung benötigt, wirkt diese Partnerschaft jedoch eher wie ein leeres Versprechen. Tatsächlich scheint die Vereinbarung nichts Neues zu bieten.

Ein Blick hinter die Kulissen

Verträge sind das Rückgrat internationaler Beziehungen. Bei jedem hochrangigen Besuch wird hektisch nach Vereinbarungen gesucht, die als Zeichen einer starken Partnerschaft verkündet werden können. Seit 1892 hat das Vereinigte Königreich über 15.000 Verträge unterzeichnet. Diese neue Vereinbarung mit der Ukraine muss im Kontext dieser Geschichte betrachtet werden.

Ein Beispiel für solche Vereinbarungen ist der Besuch des Emirs von Katar, Sheikh Tamim bin Hamad Al Thani, im Dezember 2024, bei dem mehrere bedeutende Abkommen, darunter ein 1,3 Milliarden Dollar schweres Abkommen über Kooperationen in den Bereichen Fintech und grüne Energie, unterzeichnet wurden.

Die britische Regierung hat seit 2022 über 4 Milliarden Pfund (5 Milliarden Dollar) jährlich an die Ukraine gezahlt. Doch im Vergleich zu den enormen 175 Milliarden Dollar, die die USA seit Beginn des Krieges bereitgestellt haben, ist das eher bescheiden. Zudem hat Deutschland, der zweitgrößte Geber, seine Unterstützung in den letzten Jahren halbiert.

Die Realität der Unterstützung

Starmer und Selenskyj mögen aufrichtig erscheinen, doch die Realität sieht anders aus. Die britische Regierung hat mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen. Die Staatsverschuldung hat 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts überschritten, und die Zinsen für Staatsanleihen steigen. Starmer warnte während seines Besuchs in der Ukraine vor möglichen drastischen Kürzungen im öffentlichen Sektor.

Die 100-jährige Partnerschaft ist rechtlich bedeutungslos, da Staaten jederzeit aus Verträgen austreten können. Die jüngste Geschichte zeigt, dass selbst Großmächte wie Russland und die USA von wichtigen Abrüstungsverträgen zurückgetreten sind. Es gibt keine Garantie, dass eine zukünftige britische Regierung an diesem Abkommen festhalten wird.

Starmer hat sich mit dieser Ankündigung in eine schwierige Lage gebracht. Während Trump auf eine Beendigung des Ukraine-Kriegs innerhalb von 100 Tagen drängt, könnte dies die Notwendigkeit für ausländische Hilfen verringern. Die 100-jährige Partnerschaft könnte sich als politisches Stunt entpuppen, ein verzweifelter Versuch, die westliche Unterstützung für die Ukraine aufrechtzuerhalten, während sich die politische Landschaft verändert.

Insgesamt bleibt festzuhalten: Die Ankündigung dieser Partnerschaft ist mehr Schein als Sein. Ein großer Auftritt ohne substanzielle Neuerungen. Die Frage bleibt: Was wird aus dieser Partnerschaft, wenn die wirtschaftlichen Realitäten Großbritanniens und die geopolitischen Entwicklungen in der Ukraine weiter im Wandel sind?

Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten sind die des Autors und spiegeln nicht unbedingt die redaktionelle Haltung von Al Jazeera wider.