
In Bournemouth spitzt sich ein unglaubliches Drama zu: Die 64-jährige Rentnerin Livia Tossici-Bolt wurde jetzt vom britischen Gericht verurteilt, weil sie in einer Zone vor einer Abtreibungsklinik ein Schild mit den Worten „Ich bin hier zum Reden, falls Sie möchten“ hochhielt. Sie bot schwangeren Frauen ein Gespräch an, eine Geste, die allerdings in einem „Pufferbereich“ stattfand, wo abtreibungskritische Handlungen strikt untersagt sind. Solche Zonen fallen unter die sogenannte Public Spaces Protection Order, die den Schutz öffentlicher Räume gewährleistet, berichtete Apollo News.
Livia Tossici-Bolt, die pensionierte Medizinerin, verteidigte sich standhaft vor Gericht. „Ich habe nicht protestiert und keinen belästigt“, betonte sie. Trotzdem wurde sie zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren sowie einer Geldstrafe von rund 24.000 Euro verdonnert. Spannend dabei: Die Verteidigung argumentierte, dass keinerlei Beweise existierten, die auf eine tatsächliche Sichtung oder Belästigung durch Tossici-Bolt hindeuten. Ein Polizeibeamter bestätigte vor Gericht, dass es keine Anzeichen für Belästigungen gegeben habe.
Absurd oder Notwendig?
Die Empörung über die Strafe zieht weite Kreise. Sogar die US-Abteilung für Demokratie, Menschenrechte und Arbeit mischte sich ein, indem sie sich besorgt über die Meinungsfreiheit im Vereinigten Königreich zeigte und den Prozess genau beobachtete. Trotz der Verurteilung sind die US-Behörden enttäuscht über das Urteil, das ihrer Meinung nach einem harten Schlag gegen die Meinungsfreiheit gleichkommt. Die Angeklagte sah in ihrem Handeln lediglich die Ausübung ihres in der Europäischen Menschenrechtskonvention verankerten Rechts auf freie Meinungsäußerung.
Die Richterin allerdings ließ nicht locker. Sie argumentierte, dass Tossici-Bolts Anwesenheit negative Auswirkungen auf Frauen haben könnte, die die Klinik besuchen. Dabei kritisierte sie auch das mangelnde Verständnis der 64-Jährigen für die Gegebenheiten vor Ort.
Ein Präzedenzfall für den öffentlichen Raum
Alle Augen sind nun auf dieses Urteil gerichtet, das als Präzedenzfall für die Auslegung von freiheitlichen Rechten in Großbritannien dienen könnte. Das Urteil hat bereits für hitzige Debatten gesorgt, die weit über die britischen Inseln hinaus Aufmerksamkeit erregen. Während die Kritiker die Strafe als übertrieben empfinden, sehen Befürworter hierin eine notwendige Maßnahme zum Schutz der Frauen und des Klinikpersonals.
Wie Apollo News weiter berichtete, bleibt Tossici-Bolt trotz ihrer Verurteilung überzeugt, dass sie niemandem geschadet hat und nur ihr Recht auf Meinungsfreiheit in Anspruch nahm. Es zeigt sich, dass die Grenzen zwischen freier Meinungsäußerung und öffentlichem Interesse äußerst umstritten und brisant sind.