
Der Bücherskorpion (Chelifer cancroides) ist ein kleines Spinnentier, das häufig in Bibliotheken anzutreffen ist und dort Staubläuse jagt. Diese Pseudoskorpione sind etwa 4 mm groß und haben auffällig große, rotbraune Scheren, auch Pedipalpen genannt. Trotz ihrer kleinen Größe injizieren sie ihr Gift mit diesen Scheren, im Gegensatz zu echten Skorpionen, die ihren Giftstachel nutzen.
Formell betrachtet gehören Bücherskorpione zur Gruppe der Pseudoskorpione, von denen in Mitteleuropa über 100 Arten bekannt sind. Diese besonderen Spinnentiere haben eine lange Geschichte als Landbewohner und sind durch fossile Funde belegt, die bis zu 390 Millionen Jahre alt sind. Sie leben meist versteckt in Laubstreu, Spalten und Ritzen und sind in unterschiedlichen Höhenlagen, einschließlich der Alpen, verbreitet. Pseudoskorpione nutzen oft Insekten als Transportmittel, um neue Lebensräume zu erschließen. Ihre Spinndrüsen sind dazu in der Lage, feine Gespinste zu produzieren, die dem Schutz des Nachwuchses und zur Überwinterung dienen.
Medizinisches Potenzial des Bücherskorpions
Bücherskorpione sind aktive Jäger und fangen Springschwänze, Staubläuse sowie Milben, selbst in Wohnungen und Bibliotheken. Ihr Gift hat eine lähmende Wirkung auf die Beute, die sie anschließend aussaugen. Wissenschaftler haben nun ein wachsendes Interesse an dem Gift des Bücherskorpions entwickelt, um potenzielle medizinische Anwendungen zu erforschen. Laut [NZZ](https://www.nzz.ch/wissenschaft/neue-antibiotika-aus-der-natur-das-gift-des-buecherskorpions-ld.1865349) gibt es weltweit über 3000 bekannte Arten von Pseudoskorpionen, von denen bislang jedoch nur wenige untersucht wurden.
Die Forschung konzentriert sich daher auf die Gewinnung des Giftes von Hunderten Bücherskorpionen, um genügend Material für Analysen zu sammeln. Hierbei wird das „Melken“ der Tiere durchgeführt, indem sie zwischen Glasplatten fixiert werden. Erste Analysen des Giftes haben bereits neue Verbindungen hervorgebracht, die antibiotische Eigenschaften aufweisen. Ein vielversprechender Antibiotika-Kandidat, Checacin 1, zeigt jedoch auch schädliche Wirkungen auf menschliche Zellen. Forscher arbeiten aktiv daran, Checacin 1 durch Bioengineering zu optimieren, um sowohl die Effektivität zu steigern als auch die Toxizität zu reduzieren.
Es gibt darüber hinaus noch viele unerforschte Pseudoskorpione, die möglicherweise neue Wirkstoffe hervorbringen könnten. Laut [RiffReporter](https://www.riffreporter.de/de/wissen/buecherskorpion-chelifer-cancroides-pseudoskorpion-gift-antibiotika-forschung) könnte das Gift des Bücherskorpions zudem potenziell gegen Krankenhauskeime eingesetzt werden. Der Körper dieser Tiere ist bräunlich und trägt zahlreiche dunkle Querstreifen. Ihre Extremitäten sind mit hellen Borsten besetzt, was zu ihrem charakteristischen Erscheinungsbild beiträgt.