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Drogenberatung in Berlin: Situation eskaliert – Neue Lösungen gefordert!

Die Drogen- und Suchtberatung Misfit in der Muskauer Straße in Berlin-Kreuzberg macht auf eine besorgniserregende Veränderung im Drogenkonsum aufmerksam. Laut Nina Pritszens, der Geschäftsführerin, und Tizian Keßler, Leiter der Beratungsstelle, ist ein Rückgang des Heroinkonsums zu verzeichnen, während gleichzeitig Kokain, THC (Cannabis) und Amphetamine an Beliebtheit gewonnen haben. Diese Entwicklungen führen zu einer verstärkten Ausgrenzung von Heroinabhängigen, die oft wohnungslos sind.

Der Wohnungsmangel in Berlin verschärft die Situation für Drogenabhängige. Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und Obdachlosigkeit, oftmals bedingt durch traumatische Erlebnisse und finanzielle Probleme. Besonders besorgniserregend ist, dass THC Psychosen auslösen kann, obwohl der übermäßige Konsum als das Hauptproblem angesehen wird. Trotz der Legalisierung von Cannabis wird diese nicht als Konsumempfehlung verstanden. Vielmehr plädieren Pritszens und Keßler für eine Regulierung von Drogen und Alkohol.

Zunahme von Chemsex und Drogenbestellungen online

Ein weiterer besorgniserregender Trend ist der Anstieg von Chemsex, also dem Sex unter dem Einfluss von Drogen, insbesondere unter Männern. Neue psychoaktive Substanzen sind auf dem Vormarsch, und der Drogenmarkt hat sich durch das Internet professionalisiert. Laut den Drogenberatern können Drogen heutzutage einfach online bestellt werden. Crystal Meth ist in Berlin derzeit nicht stark verbreitet, jedoch könnte sich diese Situation ändern.

Ein anhaltendes Problem ist die unzureichende Verfügbarkeit von Entzugsbetten, was die Unterstützung für Abhängige erheblich erschwert. Die Klienten der Beratungsstelle sind meist männlich und in den Dreißigern, wobei jüngere Klienten häufig problematisches Verhalten zeigen, das durch gesellschaftliche Umstände beeinflusst wird. Die Drogenpolitik sollte sich daher verstärkt auf Prävention, Beratung und Regulierung konzentrieren. Dabei werden verschiedene Maßnahmen wie Drugchecking und der Ausbau von Beratungsstellen gefordert.

Diese Problematik wird auch im [Europäischen Drogenbericht 2024](https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/presse/detail/europaeischer-drogenbericht-2024-veroeffentlicht/) deutlich, der in Lissabon vorgestellt wurde. Burkhard Blienert, der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, hebt hervor, dass es notwendig ist, die Nachfrage nach riskanten Drogen zu senken. Zudem wird auf die Risiken des Mischkonsums, der in Europa weit verbreitet ist, eingegangen und die Notwendigkeit umfassender Präventionsmaßnahmen insbesondere in Schulen betont.