BerlinMitte

Die Entführung von Peter Lorenz: Ein düsteres Kapitel Berlins 1975

Im Jahr 1975 war Berlin Schauplatz bedeutender historischer Ereignisse, die die politischen und gesellschaftlichen Strukturen der damaligen Zeit prägen sollten. Zu den zentralen Themen gehörten große Bauprojekte sowie die Entführung des CDU-Politikers Peter Lorenz.

Unter den Bauprojekten des Jahres befanden sich das Internationales Congress Centrum Berlin (ICC), das als futuristischer Komplex geplant war, und der Palast der Republik in Berlin-Mitte, der später Sitz der Volkskammer der DDR wurde. Währenddessen wurde das Olympiastadion nach einer Teilüberdachung im Jahr 1974 auf eine vollständige Überdachung und Flutlichtanlagen umgerüstet.

Die Entführung von Peter Lorenz

Am 27. Februar 1975 wurde Peter Lorenz, der zu diesem Zeitpunkt Vorsitzender der CDU in West-Berlin war, von der linksextremistischen Gruppe Bewegung 2. Juni entführt. Wolfgang Schmid war dabei Helmut Kohl, der am Vorabend in West-Berlin war, um Lorenz im Wahlkampf zu unterstützen. Laut Berichten verließ Lorenz um 8:52 Uhr seinen Wohnbungalow und fuhr in seinem Dienst-Mercedes. Nach kurzer Fahrt wurde der Weg durch einen stehenden Lkw blockiert. Ein Fiat 124 rammt daraufhin von hinten den Mercedes, während Lorenz’ Fahrer niedergeschlagen wurde. Nach der Blockade gelang es Lorenz, mit seinem Fahrzeug zu entkommen, jedoch verbreitete sich in der Stadt schnell die Nachricht von seiner Entführung, was zu verstärkten Grenzkontrollen führte.

Bereits vier Stunden nach dem Überfall fanden Polizisten die Fluchtfahrzeuge, doch Lorenz blieb weiterhin verschwunden. Am folgenden Tag wurde ein Polaroid-Foto von ihm veröffentlicht, auf dem er als „Gefangener der Bewegung 2. Juni“ dargestellt wurde. Letztendlich wurde Lorenz am 4. März 1975 freigelassen, nachdem die Entführer ihre Forderungen erfüllt sahen, die die Freilassung von inhaftierten Terroristen beinhalteten, darunter Horst Mahler und Verena Becker. Kuhler verzichtete auf den Austausch.

Die Stasi wurde über die Verhandlungen mit den Entführern informiert und führte Abhörmaßnahmen durch. Obwohl Stasi-Akten keine direkte Verwicklung in die Entführung zeigten, war die Uneinigkeit innerhalb der SED-Führung über den Umgang mit westdeutschem Linksterrorismus deutlich. Nach der Freilassung von Lorenz verstärkte die Stasi die Kontrollen an den Grenzübergängen.

Bei einer Pressekonferenz schilderte Lorenz seine Erlebnisse in der Nacht seiner Freilassung, welche nur wenige Minuten vor Mitternacht stattfand. Die westlichen Medien berichteten, dass sich die Entführer zeitweise in der nordkoreanischen Botschaft versteckt haben könnten, ohne diese Information jedoch zu bestätigen. Im April 1975 kam es zu ersten Verhaftungen der Täterschaft, und im September wurden weitere Entführer gefasst. Fünf Entführer wurden schließlich im Oktober 1980 zu Haftstrafen von 13 bis 15 Jahren verurteilt.

Am 2. März 1975, nach dem Wahlsieg der CDU, wurde Peter Lorenz Parlamentsvorsitzender. Im Nachgang äußerte Helmut Kohl, dass die Entführung Lorenz den Elan genommen habe. Peter Lorenz verstarb im Dezember 1987 und bleibt als eine zentrale Figur dieser turbulenten Zeit in Erinnerung.