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Wassertourismus spielt eine bedeutende Rolle in Berlin und Brandenburg, doch verschiedene Herausforderungen bremsen seine Entwicklung. Eine aktuelle Studie der Brandenburger und Berliner Industrie- und Handelskammern (IHK) hebt hervor, dass der Sektor nicht nur wirtschaftlich relevant ist, sondern auch immense Wachstumschancen bietet, die jedoch durch strukturelle Probleme gefährdet sind. Diese Erkenntnisse basieren auf einer Befragung von etwa 800 Unternehmen, die im Dezember und Januar durchgeführt wurde.
Die Studie analysiert vier zentrale Marktbereiche: den Chartertourismus, den Kanutourismus, die Fahrgastschifffahrt und die Häfen. Laut der Untersuchung zeigt sich eine steigende Marktnachfrage in allen Bereichen seit 2014, und der Gesamtumsatz der Branche hat sich von 200 Millionen Euro auf 300 Millionen Euro erhöht. Aktuell sind rund 6.100 Menschen direkt im Wassertourismus beschäftigt, was auf die wirtschaftliche Bedeutung des Sektors hinweist.
Herausforderungen für den Wassertourismus
Trotz des Wachstums sieht sich die Branche einem markanten Mangel an Liegeplätzen für Boote gegenüber. Zudem herrscht ein massiver Arbeitskräftemangel, der durch eine starke Bürokratielast verstärkt wird. Die IHK fordert daher von der Politik, Investitionen in die Infrastruktur zu tätigen, um die durchgängige Befahrbarkeit der Gewässer zu gewährleisten. Die Nachfrage nach sicheren und gut ausgebauten Liegeplätzen in touristisch stark frequentierten Gebieten steigt, und die Knappheit an Liegeplätzen könnte das Wachstum des Bootstourismus erheblich bremsen.
Darüber hinaus wurde zuvor eine weitere Studie mit dem Titel „Wirtschaftliche Effekte im Wassertourismus in Berlin und Brandenburg“ in Auftrag gegeben, die eine Neuauflage der ersten Studie von 2014 ist. Diese Aktualisierung war notwendig, um die Entwicklungen während der Corona-Pandemie zu reflektieren. Die Region verfügt über ca. 34.800 km Fließgewässer und 3.200 Seen, wodurch der Wassertourismus als entscheidender Wirtschaftsfaktor gilt, der zur Stadt- und Regionalentwicklung beiträgt. Die Onlinebefragung aller Anbieter wurde im Winter 2023 abgeschlossen, und die Ergebnisse werden am 13. Februar 2025 in der IHK Berlin vorgestellt.
Die Wassertourismusbranche hat sich in den letzten 20 Jahren dynamisch entwickelt und weist einen hohen Innovationscharakter auf. Aktuell planen 25 % der Charterbetriebe und 20 % der Kanuanbieter Erweiterungen. Jährlich verzeichnet die Branche über 120.000 Bootsurlauber mit insgesamt 729.000 Personentagen. Kanuvermietungen bieten etwa 350.000 „Mietkanuten“ pro Jahr, während fast drei Millionen Passagiere jährlich Fahrgastschiffe nutzen. Der Umsatz der Bootstourismusbranche beträgt fast 200 Millionen Euro, zusätzlich fließen 43 Millionen Euro in Investitionen in die Bootsflotte und Hafeninfrastruktur.
Trotz dieses Potenzials sieht sich der Wassertourismus jedoch einer Reihe von Herausforderungen gegenüber, darunter die Bundeswasserstraßenreform, der steigende Bedarf an Liegeplätzen, Überregulierung, hohe Gebühren und ein Personalengpass. Angesichts dieser Schwierigkeiten ist es entscheidend, dass der Wassertourismus als wirtschaftlicher Stellenwert in der Region anerkannt wird und die entsprechenden Maßnahmen zur Förderung ergriffen werden.