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Das Verfahren zur Reaktivierung von Bahnstrecken in Niedersachsen hat sich um drei Monate verschoben. Ursprünglich sollten die Ergebnisse der zweiten Stufe des Prüfverfahrens bereits im Dezember vorliegen. Nun wird mit einer Entscheidung der LNVG Mitte März gerechnet. Insgesamt sind 21 Strecken in Niedersachsen noch im Rennen, wobei vier davon, darunter Lüneburg-Soltau und Bremervörde-Stade, bereits im beschleunigten Verfahren sind.
Malte Diehl von Pro Bahn äußerte Optimismus für die Reaktivierung von 10 bis 15 Strecken. Allerdings weist der Landesrechnungshof auf eine Unterfinanzierung des Schienenverkehrs hin. Diehl sorgt sich um die Finanzierung des Betriebs der reaktivierten Strecken, da Niedersachsen einen Teil der Regionalisierungsmittel für den Schülerbusverkehr verwendet. Obwohl das Prüfverfahren als technische Verzögerung betrachtet wird, die den Zeitplan nicht stört, plant die LNVG, bis 2026 endgültige Ergebnisse vorzulegen.
Geplante Haltestellen und Fahrgastpotenzial
Verkehrsminister Olaf Lies betont die Notwendigkeit von Erfolgen vor der Landtagswahl. Für die Strecke Rotenburg-Bremervörde sind Haltestellen in Waffensen und Zeven geplant. Güterzüge sind bereits auf der Strecke unterwegs, während mögliche Personenzüge im Stundentakt fahren könnten. Das Fahrgastpotenzial für Rotenburg-Bremervörde wird jedoch als schwach eingeschätzt. Die Verbindung Zeven-Tostedt wird als wichtiger angesehen, da sie eine Anbindung an die Bahnlinie Hamburg-Bremen bietet.
Malte Diehl sieht keine Konkurrenz zwischen Zug- und Busnetz, sondern vielmehr mögliche Ergänzungen. Der Bundestagswahl wird keinen negativen Einfluss auf die Bahnstreckenreaktivierung zugeschrieben. Pro Bahn hat keinen Einfluss auf die Entscheidungen im Lenkungskreis, jedoch bestehen für die Strecke Bremervörde-Stade noch technische Probleme. Die Eröffnung der Strecke Lüneburg-Soltau könnte in zwei Jahren erfolgen, abhängig von der Verfügbarkeit geeigneter Triebwagen.
Zusätzlich begrüßt Pro Bahn Fortschritte bei der Reaktivierung der Bahnstrecke Coevorden-Neuenhaus, deren vorzeitiger Maßnahmenbeginn vom Land genehmigt wurde. Erste Personenzüge sollen 2026 fahren.
Pro Bahn äußert Besorgnis über den Reaktivierungsprozess in Niedersachsen und betont, dass der Betrieb der Bahnstrecken finanzielle Mittel vom Land an die Eisenbahnunternehmen erfordert. Seit der Bahnreform 1994 werden Regionalisierungsmittel jährlich vom Bund an die Länder ausgezahlt. Allerdings wurde eine Kürzung der Regionalisierungsmittel um 32 Millionen Euro jährlich im Rahmen der Sparpolitik der Bundesregierung beschlossen, was etwa 3 Millionen Zugkilometern entspricht und vergleichbar mit dem Nahverkehr zwischen Bremen und Hamburg ist. Diese Kürzungen haben zur Folge, dass die Regionalisierungsmittel inflationsbereinigt in den letzten Jahren gesunken sind.
Pro Bahn fordert daher eine Rücknahme der Kürzungen und eine jährliche Erhöhung der Regionalisierungsmittel um 3,0 %. Der Verkehrsminister Lies hat betont, dass alle streckenerfüllenden Kriterien auch reaktiviert werden sollen, während Pro Bahn einen neuen landeseigenen Fonds für den Betrieb reaktivierter Bahnstrecken fordert.