
Zum Jahreswechsel 2021/22 übernahm das landeseigene Wohnungsunternehmen Howoge rund 15.000 Wohnungen von Deutsche Wohnen und Vonovia. Diese Übernahme wurde als Rekommunalisierung von Wohnraum gefeiert, wobei Geschäftsführer Ulrich Schiller den gesellschaftlichen Auftrag betonte, bezahlbaren Wohnraum langfristig zu sichern. Dennoch berichten Mieter*innen am Kottbusser Tor von anhaltenden Problemen.
Besonders für einige Wohnungen am Kottbusser Tor laufen die Sozialbindungen in den kommenden Jahren aus. Nach dem Auslaufen dieser Sozialbindungen drohen Mietsteigerungen, und die Mieter*innen verlieren ihren Anspruch auf Mietzuschüsse. Darüber hinaus haben die Mieter*innen mit hohen Betriebskosten zu kämpfen, die teilweise doppelt so hoch sind wie der Berliner Durchschnitt.
Mietkosten und Wohnqualität
Die Heizungsanlagen werden durch das Geschäftsmodell „Contracting“ betrieben, was zu zusätzlichen Kosten führt. So zahlten Mieter*innen der Howoge im Jahr 2022 im Durchschnitt 0,91 Euro pro Quadratmeter für Heizung und Warmwasser; in Contracting-Anlagen betrugen die Kosten sogar bis zu 3,10 Euro. Howoge hat die bestehenden Verträge mit dem Kauf der Wohnungen übernommen und arbeitet daran, das Contracting nicht zu verlängern.
Die Situation der Gebäude ist ebenfalls problematisch, da der Voreigentümer Deutsche Wohnen kaum Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt hat. Mieter*innen berichten häufig von ausfallenden Heizungen und kaputten Aufzügen. Obwohl die Mieter*innenbeiräte die Kommunikation mit dem Vermieter verbessert haben, sind materielle Verbesserungen nach wie vor begrenzt.
Dennoch haben die Mieter*innen am Kottbusser Tor nun mehr Mitspracherechte als zuvor unter Deutsche Wohnen, und Instandsetzungsarbeiten an den Gebäuden haben begonnen. Die Rekommunalisierung wird von den Mieter*innen als Erfolg gewertet, trotz der bestehenden Probleme.
Im Kontext der Rekommunalisierung wurden bereits 2014 in einer Veröffentlichung von Kotti & Co. erste Schritte zur Korrektur der Privatisierung der GSW, die Teil der Deutschen Wohnen SE ist, erarbeitet. Ziel war es, durch die Rekommunalisierung am Kottbusser Tor, drohende Mietsteigerungen und Verdrängungen durch Aufwertungen zu verhindern.
In den Jahren zwischen 2011 und 2017 stiegen die Angebotsmieten im Postleitzahlengebiet 10999 (Kottbusser Tor) um 55 Prozent und liegen in allen Marktsegmenten über dem stark gestiegenen Niveaus Berlins. Demgegenüber hat das Land Berlin durch die Gewobag das Neue Kreuzberg Zentrum erworben, das etwa 300 Wohnungen und 100 Gewerbeeinheiten umfasst. Der Mieterrat wurde im Objekt gewählt und ein Kooperationsvertrag zwischen Gewobag und Mieterrat unterzeichnet.
Trotz der Fortschritte in der (Re)Kommunalisierung am Kottbusser Tor bleiben unbeantwortete Fragen zur Sicherheit für die Mieter*innen. Hohe Mieten und Einkommensarmut belasten die Bewohner*innen zusätzlich. Eine Hausverwaltung der Gewobag wird von vielen als Verschlechterung wahrgenommen. Es gibt Forderungen nach starker Mitbestimmung und Schutz vor (Re)Privatisierung aus der Nachbarschaft, und der Senat hat in seiner Koalitionsvereinbarung 2016 die Unterstützung für Modellprojekte der Mieter*innen-Selbstverwaltung beschlossen.
Aktuelle Studien untersuchen zudem die Bereitschaft der Mieter*innen zur Mitbestimmung und Verwaltung ihrer Häuser und berücksichtigen unterschiedliche Gruppen, Ressourcen und Interessen im Quartier. Ziel dieser Studien ist die Qualifizierung der Themen, Formate und gesellschaftlichen Hintergründe der Mieter*innenmitverwaltung.