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Die Wälder in Deutschland sehen sich in den letzten Jahren erheblichen Belastungen gegenüber, insbesondere im Nationalpark Harz. Dürrejahre haben die Baumgesundheit und CO2-Speicherkapazität stark beeinträchtigt, was vor dem Hintergrund des Klimaschutzgesetzes von Deutschland, das die Wälder zur CO2-Speicherung nutzen möchte, besorgniserregend ist. So verzeichnete die CO2-Bilanz 2024 von Agora Energiewende einen Rückgang der CO2-Emissionen um drei Prozent.
Das Klimaschutzgesetz verfolgt das Ziel, dass bis 2030 Wälder, Moore, Äcker und Grünland zusammen 25 Millionen Tonnen CO2 absorbieren sollen (LULUCF). Allerdings zeigt die vierte Bundeswaldinventur, dass die Wälder seit 2017 zu einer Nettoquelle von Treibhausgasen geworden sind. Wissenschaftler prognostizieren zwar, dass die Wälder bis 2030 möglicherweise wieder zu einer moderaten Senke werden könnten, aktuelle Belege dafür fehlen jedoch.
Stark sinkende CO2-Speicherung
Zwischen 2018 und 2022 wurde geschätzt, dass deutsche Wälder jährlich 27 bis 39 Millionen Tonnen CO2 speichern. Trotzdem gaben sie im Durchschnitt mehr als 25 Millionen Tonnen CO2 ab, was einem Wechsel des CO2-Ausstoßes von „negativ“ zu „positiv“ entspricht und etwa 50 Millionen Tonnen entspricht. Diese Entwicklungen sind auf mehrere Dürrejahre sowie Schäden an Baumbeständen auf rund zwei Millionen Hektar zurückzuführen.
Besonders dramatisch ist der Rückgang des Fichtenvorrats, der um fast ein Fünftel gesunken ist. Verrottung oder Nutzung des Holzes führen ebenfalls zur Freisetzung von CO2. Wissenschaftler des Thünen-Instituts fordern eine Überarbeitung der Ziele des Klimaschutzgesetzes, um die Leistungen der Wälder als CO2-Senken zu verbessern. Auch der Wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik unterstützt diese Sichtweise und spricht sich für eine aggregierte Betrachtung der Emissionen aus.
In den Bäumen der deutschen Wälder sind derzeit 1.184 Millionen Tonnen Kohlenstoff gebunden, was 108 Tonnen Kohlenstoff je Hektar entspricht. Zudem sind 46,1 Millionen Tonnen Kohlenstoff im Totholz gebunden. Modellierungen zeigen, dass zusätzlich etwa 936 Millionen Tonnen Kohlenstoff in Streu und Mineralboden geschätzt werden können. Somit sind insgesamt rund 2.200 Millionen Tonnen Kohlenstoff in den Wäldern gespeichert, was 197,4 Tonnen Kohlenstoff je Hektar entspricht. Diese Daten stammen aus den Erhebungen der Bundeswaldinventur.
Im Vergleich zur letzten Bundeswaldinventur von 2012 hat der Kohlenstoffvorrat der lebenden Biomasse um 1 % zugenommen, jedoch im Vergleich zur Kohlenstoffinventur 2017 um 41,5 Millionen Tonnen (-3 %) abgenommen. Der Verlust in der lebenden Biomasse übersteigt die Zunahme beim Totholz, was zur Entwicklung zum CO2-Quelle zwischen 2017 und 2022 führt. Hauptursachen für den Rückgang sind Kalamitäten und durch den Klimawandel bedingter verminderter Zuwachs der Bäume. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung gewinnt daher zunehmend an Bedeutung.
Der Klimawandel stellt eine bedeutende Herausforderung für die Forstwirtschaft dar. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung wird durch die sich verändernden Bedingungen riskanter, ist jedoch notwendig für die Zukunft der Wälder. Ansätze zur Stabilisierung und zur Erhöhung der Resilienz der Bestände umfassen eine Mischung von Baumarten und die Erhöhung der vertikalen Struktur, um den Herausforderungen des Klimawandels besser begegnen zu können.