Ravensburg

Hymer Group zahlt Millionen nach Ermittlungen zu Gewichtsangaben!

Die Erwin Hymer Group (EHG) hat staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen falscher Gewichtsangaben bei Reisemobilen beigelegt, nachdem eine Einziehungsanordnung im „untersten zweistelligen Millionenbereich“ erlassen wurde. Diese Anordnung richtet sich gegen Mitarbeiter unterhalb der Vorstandsebene, da eine Verletzung der Aufsichtspflicht festgestellt wurde. Das Ordnungswidrigkeitenverfahren im Zusammenhang mit dem Betrugsverdacht wurde eingestellt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart hatten 2021 begonnen und führten Ende Januar 2022 zu einer Razzia am Firmensitz in Bad Waldsee. EHG kooperierte während der gesamten Ermittlungen mit den Behörden, was zur Einstellung des Verfahrens beitrug.

Die sogenannten Gewichtsprobleme betreffen nicht nur EHG, sondern stellen eine Herausforderung für die gesamte Branche dar. Für Reisemobile gilt ein Höchstgewicht von 3,5 Tonnen, um sie mit einem normalen Pkw-Führerschein (Klasse B) fahren zu dürfen. Überladene Fahrzeuge können nicht nur zu Bußgeldern führen, sondern auch Sicherheitsrisiken darstellen. Der ADAC stellte bereits 2022 fest, dass viele Wohnmobile bereits im Leerzustand zu schwer sind. In Europa variieren die Strafen für Überladung stark, wobei diese in Österreich bis zu 5000 Euro und in Italien bis zu 1734 Euro betragen können. Zudem kann eine Überladung den Versicherungsschutz gefährden. Die Branche fordert eine Anhebung des Maximalgewichts auf 4,25 Tonnen für den Führerschein der Klasse B. Ein entsprechender Vorschlag wurde 2003 an die EU herangetragen, bislang steht jedoch eine Einigung noch aus, und die Umsetzung in nationales Recht könnte bis 2028 andauern.

Weitere Details zu den Ermittlungen

Laut Informationen wurde die EHG nicht aufgrund von Betrug verurteilt, sondern es wurde lediglich eine „Verletzung der Aufsichtspflicht“ durch einzelne Mitarbeiter festgestellt, ohne dass eine direkte Verantwortlichkeit auf Vorstandsebene vorliegt. EHG kooperierte auch während der gesamten Untersuchung mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart und stellte die erforderlichen Informationen bereit. Das Verfahren wurde gegen Zahlung einer hohen Geldsumme eingestellt, wobei die genaue Summe im „untersten zweistelligen Millionenbereich“ nicht veröffentlicht wurde. Die Anordnung bezieht sich auf Gewinne aus fehlerhaften Angaben.

Die Ermittlungen begannen 2022 nach einer Durchsuchung des Landeskriminalamts Baden-Württemberg aufgrund des Verdachts auf Betrug und strafbare Werbung bei Gewichtsangaben von Wohnmobilen. Eine Sprecherin der Erwin-Hymer-Group teilte mit, dass das Unternehmen vollumfänglich mit den Behörden kooperiere. Die Leergewichte in den Prospekten beziehen sich auf den Zustand des Fahrzeugs ohne zusätzliche Ausstattungen, wobei Hersteller häufig eine Toleranz von 5 Prozent für Gewichtsschwankungen angeben. Die Europäische Norm EN 1646-2 regelt die Ermittlung und Angabe von Massen und Gewichten für Reisemobile, und die Verordnung 1230/2012, die am 10. Januar 2014 in Kraft trat, führte den Begriff der „tatsächlichen Masse“ ein. Diese muss individuell für jedes Fahrzeug in den COC-Dokumenten ausgewiesen werden.

Es ist noch unklar, ob der Betrugsverdacht gegen Hymer-Mitarbeiter auch die Themen Zuladung und das tatsächliche Gewicht von Reisemobilen betrifft. Hymer-Besitzer sind derzeit nicht verpflichtet, aktiv zu werden, da die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind.

Weitere Details zu den Ermittlungen und deren Hintergründen finden Sie in den Berichten von Schwäbische.de und Promobil.de.