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In Rotenburg (Wümme) sorgt eine umstrittene Räumungsaktion am Regenrückhaltebecken Ebbers Kamp für Aufregung unter Anwohnern und Naturschützern. Seit 22 Jahren war das Gelände der Natur überlassen, was zur Bildung eines Biotops führte. Die Stadt ließ das Areal im Herbst 2024 räumen, was tragische Folgen hatte: Ein massives Fischsterben trat ein.
Das Regenrückhaltebecken, das ursprünglich zur Aufnahme von überschüssigem Regenwasser aus einem Baugebiet angelegt wurde, war über die Jahre zu einem wichtigen Lebensraum für verschiedene Tierarten geworden. Bei den Räumungsarbeiten wurden jedoch zahlreiche Bäume und Sträucher entfernt, was das Biotop stark beeinträchtigte. Joachim Hickisch von den Grünen äußerte die Fassungslosigkeit vieler Anwohner über die rabiaten Maßnahmen.
Kritik an der Stadtverwaltung
Die Kritik an der Stadtverwaltung ist laut Manfred Radtke vom BUND unüberhörbar. Er bemängelte die nicht fachgerechte Durchführung der Arbeiten sowie die mangelnde Kommunikation mit den Anwohnern. Sowohl die fehlende Rücksicht auf den Naturschutz als auch die unzureichende Dokumentation der Absprachen mit der Naturschutzbehörde wurden als Vorwürfe in den Raum gestellt. Bürgermeister Torsten Oestmann räumte Fehler ein und versprach eine Verbesserung in der Kommunikation und Planung für zukünftige Maßnahmen.
Um zukünftige Missverständnisse zu vermeiden, soll der Landschaftswart enger in Einzelmaßnahmen eingebunden werden. Zudem wird eine ökologische Baubegleitung geprüft. Eine Anwohnerversammlung zum Vorfall am Ebbers Kamp ist bereits in Planung. Radtke zeigte sich unzufrieden mit der bisherigen Aufarbeitung der Situation und forderte mehr Kenntnisse im Naturschutzbereich innerhalb der Verwaltung. Er betonte auch die Wichtigkeit, Experten wie den BUND und den Anglerverband in solche Projekte einzubeziehen, um die Verantwortung für die biologische Vielfalt zu betonen.
Die Thematik der Biodiversität und den Verlust natürlicher Lebensräume ist nicht nur lokal relevant. In einem weitergehenden Kontext ist bekannt, dass die Aussterberaten von Tier- und Pflanzenarten weltweit kontinuierlich ansteigen, wie auf dbu.de berichtet wird. Der Verlust und die Isolation von Habitaten aufgrund der Urbanisierung sind entscheidende Faktoren für den Biodiversitätsverlust. Regenrückhaltebecken können, wenn sie richtig angelegt und gepflegt werden, als Refugiallebensräume für seltene Arten dienen und zur Erhaltung der Biodiversität beitragen.