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Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hat einen klaren Appell an die Bundestagskandidaten in Pforzheim gerichtet: Das Thema Bauen und Wohnen müsse bei der bevorstehenden Bundestagswahl im Mittelpunkt stehen. In diesem Zusammenhang forderte die IG BAU, den Wohnungsneubau deutlich anzukurbeln, um den akuten Bedarf an Wohnraum zu decken. In einem „Wahl-Weckruf Wohnen“ wird die Notwendigkeit hervorgehoben, dass sich die Kandidaten klar zum Wohnungsbau positionieren müssen, um zukünftige Arbeitsplatzverluste im Baubereich zu verhindern. Wolfgang Kreis von der IG BAU kritisierte, dass viele Parteien momentan dem Thema Wohnungsbau aus dem Weg gehen.
Angesichts der Zahlen, die die IG BAU anspricht, wird ein „politischer Wohnungsbau-Check“ für die Kandidaten als unerlässlich erachtet. Verschiedene Studien und Erhebungen zeigen, dass in Deutschland ein dringender Bedarf an bezahlbaren Wohnungen und Sozialwohnungen besteht. Der Gewerkschaft zufolge muss sofort nach der Bundestagswahl ein Wohnungsbau-Konjunkturprogramm ins Leben gerufen werden. Dieses Programm soll einen Fond für den Sozialwohnungsbau beinhalten, dessen Finanzierung jährlich mit mindestens 11 Milliarden Euro aus dem Grundgesetz gesichert ist. Ziel sind die Schaffung von 100.000 Sozialwohnungen.
Forderungen der IG BAU
Wolfgang Kreis fordert darüber hinaus eine feste Fördersumme für den Sozialwohnungsbau, um die Finanzierung unabhängig von schwankenden Haushaltslagen zu gestalten. Ein weiterer Punkt ist die Senkung der Mehrwertsteuer für den Neubau von Sozialwohnungen von derzeit 19 auf 7 Prozent. Ergänzend wird ein bundesweites Sozialwohnungs-Register gefordert, um den Bedarf an Sozialwohnungen effizienter abzubilden und die Planungen für Neubauten gezielt zu steuern.
In einem weiteren Bericht wird die aktuelle Wohnungssituation in Deutschland umfassend beleuchtet. Derzeit fehlen schätzungsweise 800.000 Wohnungen, was besonders durch die gestiegene Zahl von Zuwanderern deutlich wird, die dringend Wohnraum benötigen. Viele Wohnungsmärkte in den Oberzentren und Metropolregionen sind angespannt; die Anzahl der Menschen, die in überbelegten Wohnungen leben, ist seit 2020 um 800.000 auf über 9,3 Millionen gestiegen. Insbesondere armutsgefährdete Personen haben Schwierigkeiten, angemessenen Wohnraum zu finden, und über 7 Millionen Haushalte sind laut einer Studie des Mieterbunds akut mit ihren Wohnkosten überlastet. Bezahlbare Wohnungen im Preisbereich von 6 bis 10 Euro netto-kalt pro Quadratmeter sind stark nachgefragt.
Die IG BAU hebt hervor, dass die Bedingungen für den Wohnungsbau sich seit dem Beginn des Russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der Zinswende deutlich verschlechtert haben. Die Zahlen der Fertigstellungen von Wohnungen zeigen eine stagnierende Entwicklung, während die Neubaugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser massiv eingebrochen sind. Im Jahr 2022 wurden lediglich 295.000 Wohnungen fertiggestellt, und für die Jahre 2023 und 2024 wird ein erheblicher Rückgang des Wohnungsneubaus prognostiziert. Das ambitionierte Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr scheint nicht erreichbar, was weitere Herausforderungen für die soziale Wohnsituation in Deutschland mit sich bringen könnte, wie [pz-news.de](https://www.pz-news.de/pforzheim_artikel,-Wer-von-den-Bundestagskandidaten-sorgt-fuer-mehr-Wohnungsbau-in-Pforzheim-_arid,2179524.html) und [IG BAU](https://igbau.de/Wohnen.html) berichten.