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Am 5. September 1972, dem zehnten Wettkampftag der Olympischen Sommerspiele in München, wurde die Sportwelt mit einem erschütternden Vorfall konfrontiert. Mitglieder der palästinensischen Terrorgruppe „Schwarzer September“ stürmten das Quartier der israelischen Olympiamannschaft und nahmen elf Mitglieder als Geiseln. Dieser Übergriff, der als eines der dunkelsten Kapitel der Olympiageschichte gilt, stellte nicht nur die sportlichen Ideale in Frage, sondern auch die journalistische Verantwortung in Krisensituationen. Dies schilderte der Regisseur Tim Fehlbaum, dessen deutsche Produktion für den Oscar für das beste Drehbuch nominiert ist, in einem neuen Film über die Ereignisse aus der Perspektive der Sportreporter von ABC.
Um 4:40 Uhr morgens hörten die Reporter von ABC Schüsse aus dem Olympischen Dorf. Während der 21-stündigen Geiselnahme erhielten sie die Herausforderung, live über die Entwicklungen zu berichten, trotz des Widerstands ihrer eigenen Nachrichtenabteilung. Der junge Producer Geoff, der sich bei seinem Chef Roone Arledge beweisen wollte, übernahm die Leitung der Live-Sendung mit Unterstützung der deutschen Dolmetscherin Marianne. Die Liveberichterstattung stellte Geoff vor moralische Fragen und schwierige Entscheidungen. Während die Öffentlichkeit durch die Livebilder informiert wurde, ermöglichten diese auch den Terroristen, die Aktionen der Sicherheitskräfte zu verfolgen.
Diese medienethischen Fragestellungen sind bis heute von Relevanz, wie [main-echo.de](https://www.main-echo.de/region/kreis-main-tauber/zur-verantwortung-des-journalismus-bei-anschlaegen-art-8459021) berichtet.
Die Tragödie der Geiselnahme
Inmitten des dramatischen Geschehens wurde bekannt, dass zwei israelische Sportler, Mosche Weinberg und Josef Romano, erschossen wurden, während zwei weitere fliehen konnten. Die Geiselnehmer forderten die Freilassung von über 200 in Israel inhaftierten Palästinensern, sowie der RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Israel lehnte diese Forderungen ab, und Premierministerin Golda Meir betonte, dass Nachgeben die Sicherheit aller Israelis gefährden würde. Die deutschen Medien berichteten live über die Ereignisse, was den Geiselnehmern ermöglichte, die Operationen der Sicherheitskräfte zu beobachten, wie [bpb.de](https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/512600/muenchner-olympia-attentat-von-1972/) informiert.
Am Abend des 5. September verließen die Terroristen mit den Geiseln das Olympische Dorf und flogen zum Militärflughafen Fürstenfeldbruck. Ein geplanter Polizeieinsatz zur Überwältigung der Terroristen wurde abgebrochen, als die Situation als zu riskant eingeschätzt wurde. Es kam zu einem Schusswechsel, wobei alle neun israelischen Geiseln sowie fünf der acht Terroristen und ein Polizist getötet wurden. Die verbleibenden drei Geiselnehmer wurden festgenommen, entkamen jedoch später durch die Entführung einer Lufthansa-Maschine.
Der IOC-Präsident Avery Brundage ließ die Spiele mit den Worten „The games must go on!“ fortsetzen, was zu massiven Vorwürfen über ein Versagen der deutschen Sicherheitsbehörden führte. Kritiker behaupteten, dass Warnhinweise auf ein bevorstehendes Attentat ignoriert wurden. Die tragischen Vorfälle führten zur Gründung der „Grenzschutzgruppe 9“ am 26. September 1972, um besser auf Terrorismus reagieren zu können.