Dachau

Erinnern für die Zukunft: Charlotte Knobloch und der Kampf gegen Antisemitismus

Am 16. Februar 2025 fand ein Online-Zeitzeugengespräch anlässlich des Internationalen Gedenktages an die Opfer des Holocaust und dem 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau statt. Die Veranstaltung wurde von der Friedrich-Ebert-Stiftung organisiert und zog über 4.000 Schülerinnen und Schüler an.

Die 92 Jahre alte Zeitzeugin Charlotte Knobloch teilte ihre bewegenden Erlebnisse mit den Teilnehmern. Sie berichtete von ihrer persönlichen Ausgrenzung und Verfolgung als Kind, den Begegnungen mit der Gestapo und dem Druck, dem ihre Familie ausgesetzt war, der sie schließlich zur Flucht zwang. Unterstützt wurde sie während dieser Zeit von einer katholischen Bauernfamilie in Mittelfranken und einem örtlichen Pfarrer, die ihr halfen, sich zu verstecken.

Erinnerung und Appell an die Jugend

Bei der Schilderung ihrer Erlebnisse beschrieb Knobloch auch die Unsicherheiten nach dem Kriegsende, ihren Wunsch, nicht nach München zurückzukehren, und die Teilung der Gesellschaft in „Überlebende“ und „Täter“. Die juristische und gesellschaftliche Aufarbeitung der Ereignisse verlief langsam, und viele Koffer blieben für Jahrzehnte gepackt, um Deutschland zu verlassen. Knobloch äußerte Besorgnis über den zunehmenden Antisemitismus und die Ausgrenzung in Deutschland und appellierte an die Jugendlichen, sich aktiv für Demokratie einzusetzen und die Bedeutung des Erinnerns zu betonen. Ihre persönliche Schilderung hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den Zuhörern.

Ähnliche Themen wurden auch bei der Gedenkstunde des Deutschen Bundestages für die Opfer des Nationalsozialismus angesprochen, die am 27. Januar 2021 stattfand. Dr. h. c. Charlotte Knobloch, damalige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, forderte anlässlich dieser Gedenkstunde eine Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland. Sie hob die Zerbrechlichkeit der Errungenschaften der letzten 76 Jahre hervor und lobte die Verantwortung junger Menschen, besonders im Kontext des 1.700-jährigen Jubiläums der ersten Erwähnung einer jüdischen Gemeinde im deutschsprachigen Raum, welches 2021 gefeiert wurde.

Knobloch erinnerte an die nationalsozialistische Verfolgung der Juden und kritisierte Vergleiche zwischen Corona-Maßnahmen und Judenpolitik der Nationalsozialisten. Sie warnte vor der Rückkehr judenfeindlichen Denkens und bezeichnete den Rechtsextremismus als die größte Gefahr. Auch betonte sie, dass der Antisemitismus nicht nur im Rechtsextremismus, sondern auch im Linksextremismus verwurzelt sei und dass jüdische Einrichtungen häufig Ziel von Terroranschlägen wären. In ihrer Ansprache appellierte sie an die Gesellschaft, sich aktiv gegen Antisemitismus zu engagieren.

Die Gedenkstunde wurde von hochkarätigen Anwesenden wie Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble, Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel begleitet. Schäuble sprach von der deutsch-jüdischen Geschichte als einer Geschichte der Widersprüche und äußerte Besorgnis über die Überlegungen deutscher Juden zur Auswanderung. In einer feierlichen Zeremonie wurde zudem eine restaurierte Torarolle der jüdischen Gemeinde von Sulzbach präsentiert, die 1793 erstellt wurde und mehrere Bedrohungen überstand.

Die musikalische Umrahmung der Gedenkstunde umfasste Werke von Brahms und Mamlok und verlieh der Veranstaltung einen feierlichen Rahmen.