
Ein exotisches Muntjak wurde in einem Garten in Kirchheim unter Teck gesichtet. Anwohner alarmierten die Polizei, nachdem das Tier ruhig umherwanderte. Ein Tierarzt des Landratsamts Esslingen betäubte das Muntjak und transportierte es in den Wildpark Tripsdrill, wo sich das Tier nun in Quarantäne befindet. Dort wird es untersucht, bevor es zu 14 anderen Muntjaks im Wildpark integriert werden kann.
Die Herkunft des Muntjaks bleibt unklar, da es nicht aus einem nahegelegenen Wildpark oder Zoo entkommen ist. Muntjaks gelten in der EU als invasive Art und dürfen nur unter strengen Auflagen gehalten werden. In Deutschland ist die Haltung von Muntjaks reglementiert; privat dürfen sie eigentlich nicht gehalten werden. Die Polizei hofft, dass sich der Besitzer meldet, um die Herkunft des Tieres zu klären, wie Merkur berichtete.
Invasive Spezies und ihre Verbreitung
Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat kürzlich eine Mitteilung zu mutmaßlich illegal freigelassenen Muntjaks in Schleswig-Holstein veröffentlicht. Die Mitteilung wurde im Rahmen der Faunistischen-Ökologischen Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG) verfasst und trägt den Titel: „Muntjaks (Muntiacus reevesi) in Schleswig-Holstein – Beginn einer Invasion, erfolgreiche Bekämpfung oder beides ein bisschen?“ Die Muntjaks stammen ursprünglich aus dem südöstlichen China und haben sich mittlerweile im gesamten Vereinigten Königreich angesiedelt. In Frankreich wurden seit 2013 Beobachtungen von Muntjaks gemeldet, dennoch sind keine langfristigen Populationen auf dem europäischen Festland bekannt.
Muntjaks gelten als invasive Art und müssen gemäß EU-Verordnung 1143/2014 aus der Natur entnommen werden, da sie eine Gefährdung der heimischen Biodiversität darstellen. In Schleswig-Holstein gibt es seit Jahren bestehende und vermutlich reproduzierende Populationen von Muntjaks. Trotz eines unionsweiten Handels- und Haltungsverbots werden Muntjaks zum Kauf angeboten, wahrscheinlich aus privater Haltung. Aktuelle Erkenntnisse haben die früheren Vermutungen widerlegt, dass die Tiere aus regionalen Zoos und Tierparks stammen. Muntjaks sind auch in anderen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen aufgetaucht, wie Jäger Magazin anmerkt.
Aufgrund ihrer versteckten Lebensweise und geringen Größe werden Muntjaks oft erst wahrgenommen, wenn sie bereits eine größere Population aufgebaut haben. Sie sind frühreif und können das ganze Jahr über Nachwuchs bekommen, ernähren sich jedoch nicht ausschließlich von Pflanzen, sondern erbeuten auch kleine Wirbeltiere und Vogeleier. Wissenschaftler warnen vor den großen Auswirkungen auf die heimische Flora und Fauna und fordern eine schnelle und vollständige Beseitigung der Muntjaks, da Behörden und Jagdrevierinhaber rechtlich verpflichtet sind, diese zu beseitigen. Erfolgreiche Beseitigung erfordert den Einsatz verschiedener Fangmethoden, um weitere Ansiedlungsversuche der Tiere zu verhindern.