
Baden-Württemberg steht vor einer Herausforderung im Schutz seiner Kiebitz-Population. Der Bestand der Kiebitze ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen, wodurch jüngste Initiativen ins Leben gerufen wurden, um diesen Trend umzukehren.
Nach Angaben des NABU sank der Kiebitzbestand in Baden-Württemberg bis 2016 auf lediglich 300-400 Brutpaare, was einem Rückgang von etwa 92% seit 1992 entspricht. Der Lebensraum der Kiebitze wird durch intensive Landwirtschaft, den Einsatz von Pestiziden, extreme Wetterbedingungen, Fressfeinde sowie menschliche Störungen erheblich beeinträchtigt.
Neue Schutzprojekte für die Kiebitze
Das NABU-Projekt „KiebitzLand – Hier wächst die Artenvielfalt“ wurde ins Leben gerufen, um sichere Brutbedingungen für Kiebitze in der Region zu schaffen. Dieses Projekt wird vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördert und soll über einen Zeitraum von fünf Jahren 12 Kerngebiete erarbeiten, in denen optimale Lebensbedingungen für Kiebitze gewährleistet werden.
Zu den geplanten Maßnahmen gehören die Einrichtung von „Kiebitz-Inseln“ mit Zäunen und Nestkörben, um die brütenden Vögel zu schützen. Die ersten vier Kerngebiete in Ammerbuch, Dunningen, Sauldorf und Bad Dürrheim sollen bis Frühjahr 2025 bereitgestellt werden. Weitere Maßnahmen umfassen die Schaffung von Blänken sowie die Entfernung von Bäumen und Sträuchern, die Greifvögeln als Ansitzwarte dienen.
Die partnerschaftliche Landwirtschaft spielt eine zentrale Rolle im Kiebitzschutz. Daher ist eine enge Zusammenarbeit mit Landwirten erforderlich, die für Ertragsausfälle bei naturverträglicher Bewirtschaftung entschädigt werden. In den Projektgebieten wird zudem Rinderweidehaltung gefördert, um offene Bodenstellen für Kiebitze zu schaffen. Gebietsbetreuer kontrollieren die Zäune, den Nestschutz und zählen die Kiebitze, um den Erfolg der Maßnahmen zu überwachen. Eine langfristige Integration des Projekts in das Agrarfördersystem des Landes ist ebenfalls angestrebt.
Doch nicht nur in Baden-Württemberg werden Anstrengungen unternommen, um die Kiebitzbestände zu schützen. Wie [nabu.de](https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/artenschutz/kiebitz/19482.html) berichtet, wurde am 9. Februar 2019 die AG Kiebitzschutz des NABU in Münster gegründet. Diese Gruppe bündelt lokale Initiativen zum Erhalt der Kiebitzbestände in Deutschland und unterstützt seit 2014 verschiedene Projekte, um Kiebitz-Schutzmaßnahmen im Ackerland zu entwickeln und zu erproben.
Die AG Kiebitzschutz fokussiert sich auf lokale und regionale Aktivitäten im Kiebitzschutz und bietet Fachberatung für Behörden sowie Landbewirtschaftende an. Ziel ist es, ein bundesweites Kiebitzschutz-Netzwerk zu schaffen, um einen fachlichen Austausch zu fördern und einheitliche Standards zur Ermittlung der Reproduktionserfolge von Kiebitzen zu etablieren. Darüber hinaus wird aktive Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Kiebitzschutz geleistet.