
Eine neue Ausstellung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Memmingen erinnert an die historischen „12 Artikel“ der oberschwäbischen Bauern, die Anfang März 1525 unter der Federführung von Sebastian Lotzer, einem Kürschners und Laienprediger, entstanden sind. Herzstück der Ausstellung ist ein kleines Papier, kaum größer als DIN-A5, das die Forderungen der Bauern dokumentiert. Zu den zentralen Anliegen der 12 Artikel gehört die Abschaffung der Leibeigenschaft, die neben anderen sozialen und wirtschaftlichen Forderungen an die Obrigkeit gerichtet war. Im Laufe der damaligen Zeit wurden insgesamt 25.000 Exemplare der 12 Artikel an 15 verschiedenen Druckorten und in mindestens 24 Auflagen veröffentlicht.
Die Ausstellung wird von prominenten Besuchern, darunter dem Bundespräsidenten und dem Ministerpräsidenten, gewürdigt. Trotz des historischen Themas plant das Haus der bayerischen Geschichte keine große Landesausstellung zu diesem Thema. Zu den besonderen Angeboten der Ausstellung gehört eine Broschüre von Heide Ruszat-Ewig zum Preis von 5 Euro. Die Besucher können sich auf einen Mix aus alten Stichen, Graphic Novels und Videoinstallationen freuen. Kritiker bemängeln jedoch das Fehlen eines klaren Konzepts in der Gestaltung der Ausstellung. Neben der Besichtigung der Kramerzunftstube und des Wohnhauses von Sebastian Lotzer wird auch ein „1525 Special Drink“ in einer lokalen Gastwirtschaft angeboten.
Kontext zur Ausstellung
Die 12 Artikel wurden bereits von Martin Luther in einer ersten Flugschrift thematisiert. Er nahm eine ambivalente Haltung ein, indem er einige Forderungen der Bauern nachvollziehbar fand, gleichzeitig jedoch vor dem Missbrauch ihrer Herrschaft warnte. In einem weiteren Schritt wendete sich Luther gegen die Gewalt und die Versicherung göttlichen Rechts zur Erlangung weltlicher Freiheit und kritisierte die Bauern für ihr ungehorsames Verhalten. Besondere Brisanz erlangte die Situation durch Konflikte, die zur „Weinsberger Bluttat“ am 16. April 1525 führten, bei der Graf Ludwig von Helffenstein von aufständischen Bauern ermordet wurde.
In einer dazugehörigen Chronik wird das verzweifelte Flehen von der Frau des Grafen und ihrem kleinen Kind um Gnade erwähnt, das jedoch unbeantwortet blieb. Am 6. Mai 1525 veröffentlichte Luther die Flugschrift „Wider die mordischen und reubischen Rotten der Bawren“, in der er den Bauern Bruch ihres Gehorsamseides sowie Mord und Raub vorwarf und die Obrigkeiten zur Bestrafung ihrer Untertanen ermunterte.