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Karlsruhe in Feierlaune? Clubsterben bedroht die Partyszene!

In der Karlsruher Clubszene zeichnet sich ein besorgniserregender Trend ab. Gerhard Fink, Betreiber des Nachtwerks, äußert Bedenken über die stark rückläufigen Gästezahlen. So verzeichnete das Nachtwerk an Freitagabenden einen Rückgang von einst 1.200 Gästen auf aktuell nur noch 500 bis 800. Fink, der das Nachtwerk seit 2005 führt und über 30 Jahre Erfahrung in der Clubbranche hat, beschreibt das bundesweite „Clubsterben“ als Problem, das durch die Corona-Pandemie weiter verstärkt wurde. Seiner Meinung nach hat die Pandemie eine ganze Generation an Partygängern verloren, da die „Corona-Generation“ nicht gelernt hat, feiern zu gehen.

Soziale Medien und Chaträume haben als neue Treffpunkte an Bedeutung gewonnen. Viele junge Menschen fühlen sich nach den langen Perioden der Isolation unwohl in Menschenmengen und haben gleichzeitig nicht mehr die Energie, um in Clubs zu gehen. Darüber hinaus führen finanzielle Unsicherheiten dazu, dass Gäste vorsichtiger mit ihrem Geld umgehen und weniger ausgeben. Fink hebt hervor, dass auch negative Nachrichten aus der Welt die Stimmung der Gäste und deren Lust am Feiern negativ beeinflussen.

Herausforderungen für Clubs

Ein weiterer Punkt ist die Konkurrenz durch Bars, die bis in die frühen Morgenstunden geöffnet sind, was das Alleinstellungsmerkmal der Clubs verringert. Das Geschäftsmodell traditioneller Clubs, tagsüber als Café und abends als Bar zu fungieren, wird zunehmend problematisch. Auch der Bezug zur Musik hat sich verändert. Musik wird heutzutage mehr passiv konsumiert, während sie weniger aktiv nachgefragt wird. Gegenwärtig rechnen sich wöchentliche Partys kaum, und nur die bestbesuchten Veranstaltungen im Nachtwerk finden noch monatlich statt. Fink berichtet, dass Studenten in Karlsruhe weniger feiern als in anderen Städten, möglicherweise bedingt durch das Studium in Naturwissenschaften.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat das Nachtwerk neue Zielgruppen erschlossen, darunter BDSM-Partys und LGBTQ-Events, die zu den beliebtesten Veranstaltungen gehören.

Obwohl große Konzerte, wie sie von Künstlern wie Taylor Swift gegeben werden, Publikum anziehen, leiden Clubs unter den Nachwirkungen von Corona und Inflation. Um kleine und mittlere Musikfestivals zu unterstützen, wurde ein Festivalförderfonds des Bundes ins Leben gerufen, der 2024 mit 5 Millionen Euro ausgestattet ist. Allerdings erhalten nur etwa 20% der über 800 Antragsteller Förderungen. Die Kritik an der unzureichenden finanziellen Unterstützung für Clubs wird immer lauter, während auch in Sachsen Förderungen in Höhe von fast 5 Millionen Euro für Hochkultur bereitgestellt werden.

Clubs suchen nach kreativen Lösungen, um Einnahmen zu generieren, oft ohne Gewinne für die Betreiber. Ereignisse wie die Schließung der Distillery in Leipzig im Mai 2023 und die anschließende Kundgebung zur Lage der Populärkultur verdeutlichen die Herausforderungen. Die Bundesstiftung Livekultur kündigte zudem den „Music Fund Germany“ an, um über Ticketverkäufe eine Umverteilung in der Branche zu ermöglichen, doch die Zukunft der Clubkultur bleibt ungewiss.