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Kampf um die Deponie: Anwohner wehren sich gegen Solarpläne in Seehausen

In einer aktuellen Debatte über die Zukunft der Deponie Seehausen in Leipzig haben Anwohner und Naturschutzverbände alarmierende Bedenken hinsichtlich der geplanten Umwandlung des Gebiets in eine Solaranlage geäußert. Am 16. April 2023 wurde das Thema in der Leipziger Ratsversammlung besprochen, wobei der Artenschutz im Mittelpunkt der Diskussion stand. Der Bebauungsplan für die Solaranlage ist für das Jahr 2026 vorgesehen.

Die Anwohner fordern den Erhalt des gewachsenen Grüns und haben einen offenen Brief verfasst, in dem sie ihre Sorgen über die möglichen negativen Auswirkungen der Umwandlung äußern. Ortsvorsteher Berndt Böhlau betont, dass der offene Brief sachliche Fragen und Probleme aufzeigt.

Bedenken und Forderungen der Anwohner

Der Leipziger Stadtrat hatte bereits am 15. Juni 2023 dem Zielabweichungsverfahren zur Nutzung des Deponiebergs zugestimmt. Diese Zustimmung ermöglicht die Planung der Photovoltaikanlage durch die Stadtwerketochter WEE und die WEV. Indes kritisiert der offene Brief die Zustimmung der Landesdirektion Sachsen (LDS) zu diesem Verfahren. Die Anwohner beklagen jahrelange Belastungen durch die Mülldeponie, einschließlich Fäulnisgerüchen und gesundheitsschädlichen Emissionen. Zudem wird das Versprechen der Stadt, die Deponie nach ihrer Schließung zu begrünen, als gebrochen angesehen.

Die betroffene Fläche hat sich in fast 30 Jahren zu einem Lebensraum mit biologischer Vielfalt entwickelt, was die Anwohner alarmiert. Eine unvoreingenommene Prüfung des Antrags wird gefordert, da zahlreiche geschützte Arten auf der Deponie nachgewiesen wurden. Weiterhin befürchten die Anwohner, dass die geplante Nutzung die biologische Vielfalt und den Lebensraum beeinträchtigt. Kritische Anmerkungen beziehen sich auch auf die rechtliche Grundlage für die geplante Nutzung der Fläche für Photovoltaikanlagen, da im Nachnutzungskonzept von 2011/12 eine energetische Nutzung ausgeschlossen wurde.

Der NABU Leipzig unterstützt die Anliegen der Anwohner und hebt hervor, dass die ehemalige Deponie einen wichtigen Lebensraum für verschiedene Arten bietet. Das Areal fungiert nicht nur als Rückzugsort für die Natur, sondern verbessert auch das Wohlbefinden der Anwohner, die dort die Tierwelt beobachten und Spaziergänge unternehmen. Der Leipziger Norden ist stark von Industrie und Gewerbe geprägt, was die Bedeutung der Deponie als Frischluftschneise unterstreicht.

Beide Seiten, Anwohner und Naturschutzverbände, stellen fest, dass es ausreichend Gewerbeflächen für die Installation von Solarmodulen gibt und innovative Lösungen wie „Agri-PV“ (Photovoltaikanlagen mit gleichzeitiger landwirtschaftlicher Nutzung) denkbar wären. Der NABU Leipzig hat zudem Anträge für den Schutz von schützenswerten Einzelbäumen im Stadtgebiet als Naturdenkmal gestellt und warnt vor der Vernichtung lebenswerten Habitats.

In Anbetracht der gesammelten Bedenken und der Forderungen der Anwohner könnte die zukünftig geplante Nutzung der Deponie entscheidend für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und die Lebensqualität in der Region sein, wie sowohl die Leipziger Internet Zeitung als auch der NABU Leipzig berichten.