Ulm

Debatte um lebendige Krippe: Tierliebe oder Tradition im Visier?

Der Weihnachtsmarkt in Ulm, der in weniger als 200 Tagen stattfinden wird, steht im Zentrum einer Debatte über die Tradition der „Lebendigen Krippe“. Diese Attraktion, die Esel, Schafe und Lämmer umfasst, sorgt erneut für kritische Stimmen im Ulmer Gemeinderat. Einige Stadträte plädieren dafür, auf lebende Tiere zu verzichten, was von der kjt-Fraktion (Klima, Jugend und Tierschutz) in einem Schreiben an den Oberbürgermeister gefordert wird.

Die kjt-Fraktion führt mehrere Argumente an, die gegen die Verwendung von echten Tieren sprechen. Laut den Kritikern leiden die Tiere unter Stress durch Menschenmengen und Lärm. Zudem werden gesundheitliche Risiken durch falsches Füttern sowie unzureichende Rückzugsmöglichkeiten in dem kleinen Gehege als problematisch angesehen. Der Vorschlag, die Fläche für die Krippe stattdessen mit Buden oder einem tierfreien Programm zu nutzen, stößt auf Zustimmung weiterer Stadträte, die ein Verbot unterstützen. Als ein Beispiel für eine bereits durchgeführte Umstellung wird der Weihnachtsmarkt in Stuttgart genannt, der zukünftig auf echte Tiere verzichtet.

Reaktionen von Tierschutzorganisationen

Kritik kommt auch von der Tierschutzorganisation Peta, die die „Lebendige Krippe“ als Tierquälerei einstuft. Sie bemängeln, dass die Tiere aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen und in ein Gehege gesperrt werden. Veranstalter Jürgen Eilts wendet ein, dass das Veterinäramt regelmäßig Kontrollen durchführt und die Mitarbeitenden im artgerechten Umgang mit Tieren geschult sind. Eilts betont zudem, dass alle tierschutzrechtlichen Vorschriften eingehalten werden und es einen geeigneten Rückzugsort für die Tiere gibt.

Ein weiterer Akteur in dieser Debatte ist die Organisation „Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg“, die die Stadt Ulm und die Veranstalter des Weihnachtsmarktes kontaktiert hat, um auf die Lebensbedingungen der Tiere hinzuweisen. In ihrem Schreiben wird die Unterbringung der Tiere auf dem Weihnachtsmarkt als nicht artgerecht angesehen. Zudem wurde eine Mitmachaktion über Social Media ins Leben gerufen, um öffentlichen Druck zu erzeugen. Die Organisation appelliert an die Veranstalter, tierfreie Alternativen für die Lebendige Krippe zu schaffen und verweist auf die weitreichenden gesundheitlichen Risiken für die Tiere, die durch die hohe Besucherzahl und den Kontakt zu angetrunkenen Gästen entstehen können.

Auch wenn die Tradition der „Lebendigen Krippe“ in Ulm seit fast 30 Jahren besteht und als Besuchermagnet gilt, bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussion um die artgerechte Haltung und Präsentation der Tiere weiterentwickeln wird, insbesondere in Anbetracht der zunehmenden Skepsis gegenüber solchen Ereignissen in anderen Städten.