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Wirtschaft im Ruhrgebiet: Unternehmen fürchten Insolvenzflut!

Am 30. April 2025 wurde in Dortmund der erste „Report Ruhrgebiet“ vorgestellt, der die Wirtschaftslage im Mittelstand der Region zwischen Duisburg und Unna, einschließlich Herne, analysiert. Die Präsentation erfolgte durch Hartmut Irmer, Leiter Vertrieb bei Creditreform Dortmund, Romina Scharf, Syndikusrechtsanwältin und Referentin der Geschäftsleitung bei Creditreform Dortmund, sowie Patrik-Ludwig Hantzsch, Pressesprecher und Leiter der Wirtschaftsforschung beim Verband der Vereine Creditreform.

Für die Stadt Herne wurde ein Ausfallrisiko von 2,79 Prozent für das Jahr 2024 verzeichnet, wobei 73 von 2.620 Unternehmen Insolvenz anmeldeten. Die höchste Ausfallrate von 5,83 Prozent betraf Unternehmen mit einem Umsatz von über fünf Millionen Euro, wobei 103 Firmen betroffen waren. Rund 2.200 Unternehmen in der Region haben einen Jahresumsatz von weniger als 500.000 Euro.

Wirtschaftliche Herausforderungen im Ruhrgebiet

Die gesamtdeutsche Wirtschaftslage wird als angespannt beschrieben, wobei in Nordrhein-Westfalen (NRW) die Unternehmensinsolvenzen im ersten Quartal 2025 um 13,51 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. Die Insolvenzrate in NRW liegt bei 1,21 Prozent, während diese bundesweit bei 0,71 Prozent liegt. Im Ruhrgebiet beträgt die Insolvenzquote 1,64 Prozent und zeigt einen anhaltenden Anstieg seit Jahren (2020: 0,98 Prozent).

Besonders betroffen ist das verarbeitende Gewerbe, in dem die Insolvenzen von 19 Fällen im ersten Quartal 2024 auf 28 im ersten Quartal 2025 angestiegen sind, was einer Zunahme von 48 Prozent entspricht. Während im Baugewerbe und Handel Rückgänge bei Insolvenzen von 14,86 Prozent bzw. 3,28 Prozent verzeichnet wurden, stiegen die Insolvenzen in Dortmund um 42,86 Prozent, im Ennepe-Ruhr-Kreis um 28,57 Prozent und in Mülheim an der Ruhr um 10 Prozent.

Gleichzeitig gab es in Bottrop einen Rückgang der Insolvenzen um 41,67 Prozent, in Herne um 18,75 Prozent und in Oberhausen um 15 Prozent. Das Ausfallrisiko im Ruhrgebiet steigt, besonders in Gelsenkirchen und Duisburg, wo es über 3 Prozent liegt. In den Kreisen Ennepe-Ruhr, Unna und Bochum liegt das Ausfallrisiko zwischen 1,52 und 2,04 Prozent. Die hohe Ausfall- und Insolvenzrate wird auf viele kleine Betriebe, hohe Energiekosten, bürokratische Anforderungen, einen unvollständigen Strukturwandel, hohe Arbeitslosigkeit und niedrigere Bildungsabschlüsse zurückgeführt.

Eine Prognose für das Jahr 2025 deutet darauf hin, dass die Ausfallrate leicht ansteigen wird, jedoch nicht so drastisch wie in den Vorjahren. Im Jahr 2024 wurden 32.419 Neugründungen und 29.108 Unternehmensabmeldungen verzeichnet, was auf ein dynamisches Wirtschaftsgeschehen hinweist. Unternehmer sind oft gezwungen, spontan zu handeln, anstatt strategisch zu planen, was zu Unsicherheiten führt.

Zusätzliche Informationen über die wirtschaftliche Situation im Ruhrgebiet liefert der 111. Konjunkturbericht zur Ruhrlage, der am 20. Oktober 2023 in Bochum vorgestellt wurde. Dabei wurde der Fachkräftemangel als größtes Risiko für die Unternehmen identifiziert. Diese sehen sich mit langsamer Inflation, sinkender Nachfrage und schwierigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen konfrontiert. Laut einer Umfrage unter 737 Unternehmen mit fast 110.000 Beschäftigten betrachten 62 Prozent der Unternehmen den Fachkräftemangel als eine Herausforderung. 49 Prozent geben an, offene Stellen langfristig nicht besetzen zu können.

Ein Rückgang der Besorgnis bezüglich steigender Rohstoff- und Energiepreise wurde ebenfalls festgestellt, wobei das Risiko gesunken ist von 72 Prozent auf 59 Prozent. Der Konjunkturklimaindex der Industrie- und Handelskammer (IHK) fiel um sechs Punkte auf 95 Punkte und spiegelt eine ähnliche Stimmung wider wie im ersten Corona-Herbst 2020. Dennoch sind politische Unsicherheiten und steigende kommunale Steuern und Abgaben im Ruhrgebiet weiterhin große Herausforderungen für Unternehmen, die 2024 bestehen bleiben werden.

Für Unternehmen im Ruhrgebiet wurde empfohlen, regelmäßig ihre Liquiditätsplanung anzupassen, eine ausreichende Finanzierung frühzeitig zu sichern, kurze Entscheidungswege zu nutzen und die Kostenstrukturen auf Effizienz zu überprüfen, um möglichen Ausfallrisiken aktiv zu begegnen.

Weitere Details zu den wirtschaftlichen Herausforderungen und dem Pessimismus in den Unternehmen bietet Hallo Herne sowie Ruhrbarone.