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Am 7. Februar 2025 jährt sich die Ermordung von Hatun Sürücü zum 20. Mal. Hatun Sürücü wurde 23 Jahre alt und lebte in Berlin-Tempelhof, wo sie von ihrem jüngsten Bruder mit drei Kopfschüssen getötet wurde. Ihr Bruder, der den westlichen Lebensstil seiner Schwester verachtete, wurde später in Deutschland zu neun Jahren und drei Monaten Jugendstrafe verurteilt und nach Verbüßung der Strafe in die Türkei abgeschoben. Der Mord fand statt, nachdem Hatun beschlossen hatte, ihr Kopftuch abzulegen und sich von den patriarchalen Strukturen ihrer Familie zu befreien.
Der Fall gilt als ein Beispiel für einen sogenannten „Ehrenmord“. Diesbezüglich löste der Mord an Sürücü weitreichende Debatten über Gewalt an Frauen, Integration sowie Ehrenmorde in muslimischen Einwandererfamilien aus. Bereits im Jahr 2006 verurteilte das Berliner Landgericht Hatuns Bruder, während zwei ältere Brüder zunächst freigesprochen wurden. Der Bundesgerichtshof hob 2007 die Freisprüche auf, jedoch konnte kein neuer Prozess stattfinden, da die Brüder in die Türkei geflüchtet waren.
Gedenken und aktuelle Entwicklungen
Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 19 Ehrenmorde registriert, die meisten Opfer waren Frauen. Organisationen wie Terre des Femmes haben im Jahr 2024 mindestens sechs Opfer von versuchten oder vollzogenen Ehrenmorden gezählt. Die Bundesregierung verzeichnete im selben Jahr insgesamt 938 Opfer von versuchten oder vollendeten Femiziden. Zum Gedenken an Hatun Sürücü finden am 6. und 7. Februar in den Bezirken Tempelhof-Schöneberg und Neukölln Gedenkveranstaltungen statt.
Zusätzlich wird der Mord an Sürücü als Teil einer breiteren Problematik betrachtet. Sexistische Rollen- und Verhaltenserwartungen führen oft zu tödlichen Taten gegen Frauen, die diesen nicht entsprechen. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Fälle von Femiziden öffentlich, darunter die Tötung von Zohra G. im Jahr 2022 durch ihren Ehemann sowie die Ermordung von Nurhan B. 2024 durch ihren Ex-Mann.
Die Diskussion über Ehrenmorde in Deutschland geht also weiter, während das Gedenken an Hatun Sürücü an das Leid vieler Frauen erinnert, die unter ähnlichen Umständen leiden mussten. Der Fall hat die gesellschaftliche Wahrnehmung von Gewalt gegen Frauen geprägt und bleibt nach wie vor ein relevantes Thema.