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In Friedrichshafen wurde ein geplanter Solarpark, der jährlich bis zu 13,5 Millionen Kilowattstunden grünen Strom liefern könnte, von 20 Stadträten abgelehnt. Der Solarpark hätte rund 3700 Haushalte mit erneuerbarer Energie versorgen können, doch die Mehrheit der Räte sah das Projekt als richtig, jedoch am falschen Standort an. Das Unternehmen Energiekontor plante Photovoltaik-Module auf 10 Hektar landwirtschaftlich genutzter Flächen zwischen Fallenbrunnen und Schnetzenhausen.
Der Investor argumentierte, dass der Standort keine Schutzgebiete aufweise, genug Abstand zu Wohnhäusern und einer Gedächtniskapelle biete und das Landschaftsbild bereits durch die Verbindungsstraße und die B31 belastet sei. Dennoch äußerte Dagmar Hoehne Bedenken wegen des Verlusts von Ackerland und der Nutzung des Areals für Naherholung. Die Freien Wähler befürworteten eher Agri-PV-Projekte, wie Module über Obstplantagen. Simon Wolpold, Landwirt und Befürworter der Photovoltaik, betonte die Notwendigkeit von PV-Anlagen, jedoch nicht auf landwirtschaftlich nutzbaren Flächen.
Städtische Klimaziele bis 2040
Um den prognostizierten Energiebedarf zu decken, müsste jährlich ein neuer Solarpark mit 5 bis 10 Hektar errichtet werden. Wolpold und seine Fraktion lehnten das Projekt ab, da es sich nicht ins Landschaftsbild einfüge. Bessere Standorte seien laut ihnen im Hinterland und am Flughafen, wo bereits ein großer Solarpark geplant ist. Selbst die Grünen hatten Bedenken bezüglich des Standorts, kamen jedoch zu dem Schluss, dass Handlungsbedarf besteht.
Die Stadt Friedrichshafen plant, bis 2040 klimaneutral zu sein, wobei ein Drittel des benötigten Stroms auf Dach- oder Parkplatzflächen erzeugt werden soll und ein weiteres Drittel auf Freiflächen oder in Agri-PV. Aktuell stammen nur 3 % des Stroms in Friedrichshafen aus erneuerbaren Quellen. Der Energiemanager Dominik Gröber äußerte, dass die Stadt ihr Klimaziel kaum erreichen kann, wenn keine Maßnahmen zur Vermeidung von Treibhausgasen ergriffen werden. Im Jahr 2023 betrug der CO₂-Ausstoß in den 85 größten städtischen Liegenschaften rund 6960 Tonnen, während das Ziel für 2040 maximal 165 Tonnen beträgt.
Das Sportbad gilt als eines der größten Energieschleudern mit einem CO₂-Ausstoß von rund 450 Tonnen. Zehn städtische Gebäude verbrauchen nahezu genauso viel Energie wie alle anderen städtischen Liegenschaften. Der Umbau und die energetische Sanierung erfordern 100 Millionen Euro, wobei unklar bleibt, woher die Stadt die benötigten Mittel im Rahmen eines Sparhaushalts aufbringen soll. In einem aktuellen Energiebericht wurden die Kosten für den Ausbau von PV-Anlagen auf städtischen Dächern nicht berechnet.
Im Sinne des Klimaschutzes bekennt sich die Stadt Friedrichshafen zu den Pariser Klimaschutzzielen und strebt eine Reduktion der CO₂-Emissionen städtischer Liegenschaften bis 2030 um 55 % im Vergleich zu 1990 an. Die Klimaneutralität für die Gesamtstadt wird bis 2040 angestrebt, was durch einen einstimmigen Beschluss des Gemeinderats im Juli 2023 unterstützt wird. Zudem sind seit 1996 Klimaschutzmaßnahmen in Kooperation mit Stadtwerk am See, der Energieagentur Bodenseekreis und weiteren lokalen Akteuren in Planung.
Für die Verfolgung der festgelegten Klimaschutzmaßnahmen und CO₂-Bilanzen wurde das Klimaanpassungskonzept „ClimateView Friedrichshafen 2040“ entwickelt. Der Energienutzungsplan 2030, erstellt von der Energieagentur Ravensburg im Jahr 2020, dient als Grundlage für das Energie- und Klimaschutzkonzept.
Die Umsetzung der Klimaziele erfordert die Zusammenarbeit aller relevanten Akteure, einschließlich Wirtschaft, Behörden, Zivilgesellschaft und Privathaushalten, um die Herausforderungen des Klimawandels effektiv zu bewältigen.