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In Vannes, Frankreich, beginnt am Montag ein richtungsweisender Prozess gegen einen 74-jährigen Chirurgen, der wegen schwerer sexueller Delikte angeklagt ist. Der Arzt steht im Verdacht, 299 Patienten, die überwiegend minderjährig und oft bewusstlos waren, sexuell missbraucht zu haben. Die Taten sollen sich zwischen 1989 und 2014 ereignet haben, wobei 158 männliche und 141 weibliche Patienten betroffen sind. Bei 15 weiteren Fällen ist das Delikt verjährt.
Der Angeklagte hat einen Großteil der Vorwürfe eingeräumt und drohen ihm bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Haft. Der Prozess wird bis Juni 2025 andauern. Die Opfer befanden sich häufig nach chirurgischen Eingriffen, wie etwa Blinddarmoperationen, in der Anästhesie- oder Aufwachphase, was sie besonders verletzlich machte.
Schockierende Details und Vorbelastung
Das Durchschnittsalter der betroffenen Kinder liegt bei 11 Jahren, und in 111 Fällen wird schwere Vergewaltigung angeklagt. Gutachter berichteten, dass viele Opfer an posttraumatischen Syndromen und körperlichen Beschwerden litten. Eine Durchsuchung des Hauses des Arztes ergab, dass er akribisch Tagebuch über seine Taten führte. Dabei wurden auch 300.000 kinderpornografische Bilder und Puppen sichergestellt.
Bereits 2020 wurde der Arzt wegen vier früherer Missbrauchsfälle zu 15 Jahren Haft verurteilt. Die aktuellen Ermittlungen wurden durch eine Anzeige einer Nachbarin im Jahr 2017 angestoßen. Zudem erhielt der Chirurg 2005 eine Bewährungsstrafe wegen des Besitzes kinderpornografischer Bilder, ohne dass disziplinarische Maßnahmen gegen ihn ergriffen wurden.
Von rund 100 befragten Kollegen äußerten nur zwei Ärzte, dass sie das Verhalten des Angeklagten als merkwürdig wahrgenommen hätten. In einem Tagebucheintrag aus 2004 beschrieb sich der Arzt als Perverser und äußerte, dass er mit seiner sexuellen Orientierung glücklich sei. Für den Prozess in Vannes wurden spezielle Räumlichkeiten eingerichtet, die einen hohen finanziellen Aufwand erforderten, um Platz für die Opfer und ihre Anwälte zu schaffen. Insgesamt haben sich 265 Journalisten für die Berichterstattung über den Prozess angemeldet.
Wie pz-news berichtete, hat dieser Fall nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Gesellschaft weitreichende Implikationen. Weitergehende Informationen zu dem umfangreichen Prozess und den damit verbundenen Vergehen wurden auch von Spiegel Online veröffentlicht.