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Barbara Knobloch, Personalleiterin der Firma Schaefer in Laiz, hat Bedenken über den Trend geäußert, dass viele Abiturienten studieren möchten, insbesondere in technischen Berufen. Sie argumentiert, dass nicht jeder Abiturient studieren sollte, da dies das Niveau der Studiengänge und Absolventen senke. Damit steht sie dem erwarteten Bild einer Universität mit hohem Bildungsniveau kritisch gegenüber.
Die Firma Schaefer bietet fünf Ausbildungsberufe an, die direkt nach dem Schulabschluss begonnen werden können. Knobloch rät den meisten, nicht zu studieren, da jüngere Menschen zunehmend Wert auf Heimat, Familie und Freundeskreis legen. Ihr Unternehmen ist aktiv in der Rekrutierung an Schulen im Landkreis Sigmaringen und hat in Bewerbungsgesprächen weniger Interesse an Arbeits- und Schulzeugnissen, sondern bewertet vielmehr das Potenzial der Bewerber.
Arbeitsmarktsituation im Landkreis Sigmaringen
Obwohl die Firma Schaefer bereits ihre offenen Stellen besetzen konnte, wird weiterhin nach guten Mitarbeitern gesucht. Knobloch betont die Notwendigkeit, den Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt mit innovativen Konzepten zu begegnen. Dazu zählen flexiblere Arbeitszeiten und mehr Freiwilligkeit zur Förderung der Eigenmotivation.
Anke Traber, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, berichtete von einer Erholung des Arbeitsmarktes im Landkreis Sigmaringen. Aktuell sind 2885 Menschen, was 3,7 Prozent entspricht, im Landkreis ohne Arbeit, was auf nahezu Vollbeschäftigung hindeutet, wenn erwerbslose Ukrainer nicht berücksichtigt werden. Traber widerspricht dem Gefühl einer bevorstehenden Weltwirtschaftskrise und betont die Aufnahmefähigkeit des deutschen Arbeitsmarktes.
Das Fachkräftemonitoring des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) analysiert die Arbeitsmarktströme von Angebot und Bedarf für die Jahre 2024 bis 2028. Es schätzt Fachkräftebedarfe, Engpässe und Überschüsse in verschiedenen Berufsgruppen. Dieses Monitoring basiert auf dem Qube-Projekt, das seit 2007 durchgeführt wird.
Berücksichtigt werden Annahmen zu verschiedenen Faktoren, darunter Digitalisierung, Klimawandel, die Covid-19-Pandemie und der Ukraine-Konflikt. Die Mittelfristprognose des BMAS wird jährlich aktualisiert und umfasst die Jahre 2024 bis 2028. Sie schließt die Lücke zwischen Engpassanalysen der Bundesagentur für Arbeit und Langfristprognosen.
In der chemischen Industrie und Automobilwirtschaft werden Arbeitsplätze abgebaut, während in der Halbleiterbranche neue Beschäftigungsverhältnisse entstehen könnten. Der demografische Wandel hat direkte Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, und Arbeitnehmer haben durch den Fachkräftemangel bessere Verhandlungspositionen. In den nächsten fünf Jahren werden 618.000 Personen ohne Abschluss auf den Arbeitsmarkt strömen, während nur 396.000 Helferstellen zur Verfügung stehen, was auf bestehende Herausforderungen hinweist.
Hohe Abbruchquoten in Bildungseinrichtungen, insbesondere bei Personen ausländischer Nationalität, sind ebenfalls zu beobachten. Zukünftige Herausforderungen umfassen Passungsprobleme am Arbeitsmarkt und den Strukturwandel, beeinflusst durch Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung, die regionale Unterschiede und Fachkräfteengpässe verstärken könnten, insbesondere in strukturschwachen Regionen.