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Im Herbst 2024 wurde die Stadtbibliothek Schwenningen von einem vandalistischen Vorfall erschüttert, bei dem mehrere Bücher über Sexualität und Geschlechteridentitäten von Unbekannten zerrissen wurden. Volker Fritz, der Leiter der Stadtbibliotheken Villingen-Schwenningen, äußerte, dass dies das erste Mal in seiner Karriere sei, dass Literatur aus ideologischen Gründen zerstört wurde. Die beschädigten Bücher wurden teilweise unter Regalen versteckt gefunden, was die Ernsthaftigkeit des Vorfalls unterstreicht.
Fritz betonte, dass die Zerstörung der Bücher den Werten der Stadtbibliothek widerspreche, die ein offenes Haus für alle sei. Infolge dieses Vorfalls beschloss das Bibliotheksteam, die zerrissenen Bücher schnellstmöglich zu ersetzen und stellte Strafanzeige, obwohl die Täter bislang nicht ermittelt werden konnten. Um auf den Vorfall aufmerksam zu machen, dokumentierte die Stadtbibliothek ihn in einem Instagram-Post, der bundesweit Zuspruch erhielt.
Maßnahmen und neue Initiative
Nach dem Vorfall erhielt die Bibliothek zahlreiche Bücherspenden, und die Versicherung ersetzte die beschädigten Medien. Bis Februar 2025 gibt es in den Bibliotheken mehr Ausleihmedien zu LGBTQ+-Themen als zuvor. Ein wichtiger Schritt in der Reaktion auf die Angriffe war die Schaffung einer neuen Kategorie „Gesellschaft/Gruppen/LGBTQ+“ für Bücher über Geschlechteridentitäten und sexuelle Orientierung. In dieser Kategorie sind mittlerweile 24 Bücher vorhanden, die gut ausgeliehen werden.
Es gibt jedoch Bedenken hinsichtlich einer möglichen Stigmatisierung von Nutzern, die sich mit ihrer Identität unsicher fühlen. Andere Bibliotheken in der Region haben unterschiedliche Ansätze zur Präsentation von LGBTQ+-Literatur: Während die Stadtbibliothek Donaueschingen etwa 60 Medien zu diesem Thema bereitstellt und diese in entsprechenden Regalen kennzeichnet, hat die Stadtbibliothek Bad Dürrheim eine kleinere Sammlung zu Gender und LGBTQIA+, die nicht in einem separaten Regal einsortiert ist.
Am 5. Februar 2025 kündigte die Stadtbibliothek bei Instagram die neue Kategorie an, woraufhin ein Nutzer einen Hasskommentar hinterließ. Volker Fritz erklärte, dass die Auswahl neuer Medien durch das Team erfolgt, das Verlagsprospekte nutzt und auf Nutzerwünsche reagiert.