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In Bayern wird intensiv an der frühzeitigen Erkennung möglicher neuer Pandemien gearbeitet. Trotz des weitgehenden Verschwindens des Themas Corona-Krise aus dem öffentlichen Diskurs bleibt die Erinnerung daran präsent. Ab 2027 wird in der EU ein verbindliches Abwassermonitoring auf Viren eingeführt. In bayerischen Kläranlagen werden bereits jetzt Abwässer auf Drogen, Medikamente und Chemikalien untersucht, wobei die neueste Entwicklung die Analyse auf Viren darstellt.
Das Klärwerk Aschaffenburg nimmt seit September 2023 am Programm AMELAG (Abwassermonitoring für die epidemiologische Lagebewertung) teil. Proben aus dem Abwasser werden dabei zweimal wöchentlich entnommen, wobei die spezifischen Erreger unbekannt sind. Die zentralen Analysen werden vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gesteuert, und die Ergebnisse werden auf der Plattform Bay-VOC veröffentlicht. Dort sind auch die Viruslasten von SARS-CoV-2 und Influenza festgehalten. Im Sommer 2024 wurde in Aschaffenburg sowie in anderen Städten ein Anstieg der SARS-CoV-2-Viruslast registriert; sowohl Peaks bei SARS-CoV-2 als auch Influenza wurden festgestellt.
Überwachung und Finanzierung
Der Abwassermonitoring-Ansatz ermöglicht die Untersuchung von verschiedenen Krankheitserregern, unter anderem SARS-CoV-2. In Bayern werden momentan 30 Standorte überwacht, darunter Aschaffenburg, München und Nürnberg. Alle Teilnehmer des AMELAG-Programms untersuchen das Abwasser zweimal wöchentlich, was einen Aufwand von etwa 1,5 Stunden pro Probe bedeutet. Während die Viruslasten nicht absolut vergleichbar sind, ermöglichen diese Messungen Rückschlüsse auf die relative Zirkulation von Viren, was zu einem reduzierten Wissen über die Verbreitung von Infektionen führen kann.
Der Freistaat Bayern investiert rund 2 Millionen Euro in das AMELAG-Programm, während der Bund den Rest der Finanzierung übernimmt. Deutschlandweit hat das Gesundheitsministerium in den Jahren 2023 und 2024 etwa 32 Millionen Euro in Abwasseruntersuchungen investiert. Uli Paetzel von der DWA schlägt vor, auch in jedem Quartier Abwasserproben zu ziehen, was jedoch hohe Kosten mit sich bringen würde. Ein flächendeckendes Corona-Monitoring in den 235 größten Kläranlagen würde geschätzte 14 Millionen Euro jährlich kosten.
Das Konzept der Abwassersurveillance, wie das Robert Koch-Institut (RKI) erläutert, ist entscheidend für die systematische Überwachung von Infektionserregern im Abwasser zur Entscheidungsfindung für bevölkerungsbezogene Maßnahmen. Ab 2024 wird die Überwachung auch auf das Influenzavirus ausgeweitet, und ab 2025 werden bis zu 70 ausgewählte Kläranlagen wöchentlich beprobt. Derzeit wird daran gearbeitet, die Dateninfrastruktur weiterzuentwickeln, um das volle Potenzial der Abwassersurveillance zu erfassen, während die erhobenen Daten zur Trendprofilierung verwendet werden.
Das Projekt zur Abwassersurveillance läuft bis Ende 2025 und wird gemeinsam vom RKI und dem Umweltbundesamt durchgeführt, unterstützt durch verschiedene Partner. Für umfassendere Informationen zur laufenden Abwassersurveillance-Studie können Interessierte die Webseiten des [Robert Koch-Instituts](https://www.rki.de/DE/Themen/Forschung-und-Forschungsdaten/Sentinels-Surveillance-Panel/Abwassersurveillance/abwassersurveillance-node.html) besuchen oder den Artikel in der [Bayerischen Staatszeitung](https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/kommunales/detailansicht-kommunales/artikel/nicht-endende-jagd-nach-erregern.html) lesen.