BayernDonau-Ries

Frauenhäuser in Not: Wie Mangel an Schutzplätzen Leben gefährdet

In Bayern gibt es eine besorgniserregende Unkenntnis über die Existenz von Frauenhäusern. Maja Pauer, die ehrenamtliche Vorsitzende des Vereins Projekt Frauenhaus Nordschwaben, spricht in diesem Zusammenhang von einem signifikanten Mangel an öffentlichem Bewusstsein. Das Frauenhaus Nordschwaben, das vor einem Jahr von Donauwörth nach Nördlingen gezogen ist, verfolgt ein neues Konzept zur Unterstützung von Opfern häuslicher Gewalt.

Das Frauenhaus in Nördlingen ist das zweite Frauenhaus in Bayern mit einer bekannten Adresse, nach dem in Germering. Insgesamt gibt es in Bayern 41 staatlich geförderte Frauenhäuser mit 393 Plätzen für Frauen und rund 450 für Kinder. Das neue Konzept zielt darauf ab, Gewalt gegen Frauen in der Öffentlichkeit zu thematisieren und die Situation der betroffenen Frauen zu verbessern. Um die Sicherheit für die Frauen zu erhöhen, wurde ein Sicherheitskonzept in Zusammenarbeit mit der Polizei und der Installation von Überwachungskameras erarbeitet.

Herausforderungen und Finanzierung

Gertraud Kappler, eine ehrenamtliche Mitarbeiterin, beschreibt die vielfältigen Herausforderungen, die Frauen oft vor ihrem Eintritt in ein Frauenhaus bewältigen müssen. Insbesondere wird auf die Problematik hingewiesen, dass häufig nicht genügend Plätze zur Verfügung stehen, da Frauen aufgrund des angespannten Wohnungsmarkts länger in dem Frauenhaus verweilen müssen. Nur acht Plätze können aktuell staatlich gefördert werden, was von der Einwohnerzahl des jeweiligen Gebiets abhängt.

Die Finanzierung des Frauenhauses stellt ebenfalls eine beträchtliche Herausforderung dar. Der Verein ist verpflichtet, sich mit 10% an den Grund- und Personalkosten zu beteiligen. 90% der Mittel stammen von den Landkreisen Dillingen und Donau-Ries sowie vom Freistaat. Ab dem Jahr 2027 wird der Freistaat die Verantwortung für die Finanzierung übernehmen, wodurch neben den Landkreisen auch neue Herausforderungen entstehen könnten.

Diese Problematik ist nicht auf Bayern beschränkt, wie [reporterdesk.de](https://www.reporterdesk.de/gesellschaft/frauenhaeuser-warum-es-beim-schutz-von-gewaltopfern-hakt) verdeutlicht. Die steigende Anzahl häuslicher Gewaltfälle erfordert dringende Maßnahmen. Statistiken aus Baden-Württemberg zeigen, dass im Jahr 2023 insgesamt 16.430 Fälle häuslicher Gewalt registriert wurden, wobei 13.111 der Opfer Frauen waren. Diese Zahl stellt einen Anstieg von 10% im Vergleich zum Vorjahr dar.

Ein Beispiel zeigt, wie ernst die Lage ist: Nicola K. wurde von ihrem Ehemann kontrolliert und schließlich körperlich angegriffen. Nach diesem Vorfall entschied sie sich zur Flucht in ein Frauenhaus, wo die Nachfrage so hoch war, dass 245 Frauen und 226 Kinder abgewiesen werden mussten. Diese Überlastung der Frauenhäuser in Deutschland ist ein weit verbreitetes Problem, mit einer Auslastung von 80-85% und einer hohen Nachfrage nach Schutzplätzen.

Außerdem wird berichtet, dass in Baden-Württemberg 3.800 Plätze benötigt werden, jedoch nur 876 verfügbar sind. Das Fehlen von Schutzplätzen ist besonders alarmierend, da mehrere Landkreise ohne eigenes Frauen- und Kinderschutzhaus völlig unzureichend versorgt sind. Zudem sind Kommunen nicht verpflichtet, Frauenhäuser zu finanzieren, was die Situation zusätzlich verschärft.

In der aktuellen Lage müssen viele Frauen selbst finanzieren, was oft zu hohen Kosten führen kann. Beispielsweise liegt der Tagessatz im Mannheimer Frauenhaus unter 20 Euro, jedoch können sich Selbstzahlerinnen schnell vor erhebliche Herausforderungen gestellt sehen. Zukünftige strukturelle Änderungen und eine verbesserte Finanzierung stehen aktuell auf der Kippe, da ein Gesetzentwurf zur besseren Finanzierung von Frauenhäusern 2022 abgelehnt wurde.