Main-SpessartPolitik

Flüchtlingszahlen sinken: Wo bleibt der Platz für Neuankömmlinge?

Im November 2023 kündigte die unterfränkische Regierung an, dass die Zahl der Flüchtlinge, die wöchentlich nach Main-Spessart kommen, nahezu verdoppelt werde. Zukünftig werden mindestens 50 Flüchtlinge pro Woche aus dem Ankerzentrum in Geldersheim zugewiesen. Im Landkreis erreichte die Zahl der in Asylunterkünften wohnenden Flüchtlinge im Juni 2024 einen Spitzenwert von rund 1560. Am Ende des vergangenen Jahres lebten noch 1130 Flüchtlinge in der Region.

Zur Unterstützung der Flüchtlinge hatte das Landratsamt zwei Schulturnhallen in Marktheidenfeld und Karlstadt zu Notunterkünften umfunktioniert. Im Laufe des zweiten Halbjahres 2024 entspannte sich jedoch die Lage, sodass die Main-Spessart-Halle in Marktheidenfeld im März 2025 wieder für Sport genutzt werden konnte. Auch die letzten Flüchtlinge in der Karlstadter Erwin-Ammann-Halle wurden Ende Oktober verlegt, und die Halle steht voraussichtlich ab Anfang Januar 2025 wieder zur Verfügung.

Aktuelle Herausforderungen und neue Unterkünfte

Landrätin Sabine Sitter berichtete im Dezember 2023, dass die Zugänge an Flüchtlingen merklich abgenommen hätten, die Anzahl der Neuankömmlinge übersteigt jedoch weiterhin die der Auszüge. Aktuell befinden sich über 15.000 Personen in staatlichen Asylunterkünften in Unterfranken. Die Regierung plant den Bau von zwei neuen Unterkünften in Karlstadt und Himmelstadt.

Im Gewerbegebiet Hirschfeld in Karlstadt haben die Bauarbeiten für eine Gemeinschaftsunterkunft mit sieben Gebäude-Blöcken für 160 Menschen im November 2023 begonnen. Ein ähnliches Projekt in Himmelstadt wurde vom Gemeinderat aus baurechtlichen Gründen abgelehnt, könnte jedoch dennoch realisiert werden. Der Landkreis sucht nach dezentralen Unterkünften und erhält Angebote für verschiedene Wohnformen.

Aktuell gibt es rund 300 Fehlbeleger in dezentralen Unterkünften, die aus verschiedenen Gründen nicht ausziehen können. Der Landkreis plant nicht, eigene Containerunterkünfte zu bauen, sondern möchte dezentrale Unterkünfte abbauen. Dabei gibt es Widerstand in der Bevölkerung gegen neue Asylunterkünfte, insbesondere wenn mehr als zehn Personen in einem Ort untergebracht werden. Landrätin Sitter betont die Wichtigkeit von Kommunikation und Bürgergesprächen zur Minderung von Widerstand.

Die Einführung einer Bezahlkarte für Geflüchtete wurde positiv bewertet, und einige Flüchtlinge haben bereits Arbeit gefunden. Die geplante Flüchtlingsunterkunft im Himmelstadter Gewerbegebiet wurde einstimmig abgelehnt, da der Bauantrag nicht korrekt formuliert war. Der Bau soll sechs Wohngebäude für 80 bis 100 Flüchtlinge sowie ein Verwaltungsgebäude umfassen.

Die Situation der Geflüchteten in den umliegenden Landkreisen wird als „äußerst dramatisch“ beschrieben. So wohnen beispielsweise im Landkreis Würzburg aktuell 665 Menschen in Unterkünften, wohingegen der Landkreis dringend nach weiteren Unterkünften sucht und die Bevölkerung zur Meldung von Immobilien auffordert. Die Betreuungssituation ist angespannt, und es fehlt an Personal.

Während einige Landkreise wie Haßberge und Rhön-Grabfeld ebenfalls mit einem drastischen Anstieg an Geflüchteten konfrontiert sind, planen sie die Eröffnung zusätzlicher Notunterkünfte, um der Situation gerecht zu werden. In den Landkreisen Bad Kissingen und Kitzingen werden zudem neue Immobilien für dezentrale Unterbringung gesucht.

Die Herausforderungen in Unterfranken zeigen, dass trotz einer kurzfristigen Entspannung in bestimmten Regionen die grundlegenden Probleme bei der Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen weiterhin bestehen.