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Schweden wird bargeldlos – was bedeutet das für uns in Deutschland?

Schweden hat einen entscheidenden Schritt in Richtung eines bargeldlosen Zahlungssystems unternommen. Während Bargeld zunehmend als Relikt der Vergangenheit betrachtet wird, erfreuen sich digitale Zahlungsmethoden wachsender Beliebtheit. Dieser Trend ist nicht nur in Schweden, sondern weltweit zu beobachten.

Bereits seit den Anfängen des Online-Handels im Jahr 1994 hat sich die Art und Weise, wie Menschen ihre Einkäufe tätigen, grundlegend gewandelt. Unternehmen wie Amazon haben den Online-Handel revolutioniert, und Zahlungsmethoden wie EC-Karten und Kreditkarten sind alltäglich geworden. In Schweden, wo seit 2018 das Bezahlen mit Smartphones und Smartwatches weit verbreitet ist, wurden jetzt nur noch „Bargeldblasen“ eingeführt, in denen Papiergeld für die notwendigsten Transaktionen verwendet werden kann.

Bargeldverwendung in Schweden und Deutschland

Die schwedische Zahlungs-App Swish, welche 2012 eingeführt wurde, hat sich zu einem entscheidenden Faktor für den Erfolg des bargeldlosen Bezahlens entwickelt und wird von über 80% der Bevölkerung genutzt. Die App ermöglicht schnelle und einfache Zahlungen per Smartphone und ist mittlerweile so weit verbreitet, dass viele Geschäfte, öffentliche Verkehrsmittel und Dienstleistungen Bargeld nicht mehr akzeptieren.

Die Entwicklung in Schweden ist besonders bemerkenswert. Seit 2007 hat sich der Bargeldumlauf dort halbiert. Im Vergleich dazu erfolgten in Deutschland im Jahr 2023 noch 50% der Zahlungen in bar. In Deutschland stieg der Anteil der Transaktionen, die mit Debitkarten durchgeführt wurden, 2022 auf 27%, und die Nutzung von mobilen Bezahlungen hat sich auf 6% verdreifacht.

Soziale Herausforderungen der Digitalisierung

Dennoch bleibt festzuhalten, dass Personen, die keinen Zugang zu Smartphones, Bankkonten oder digitalen Technologien haben, von der digitalen Revolution ausgeschlossen sind. Insbesondere ältere Menschen und Obdachlose haben oft Schwierigkeiten, an Bargeld zu gelangen. Eine Umfrage der Schwedischen Riksbank hat gezeigt, dass fast die Hälfte der Befragten im letzten Monat Bargeld verwendet hat, was einem Anstieg um 15 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Langfristig jedoch ist ein Rückgang in der Bargeldnutzung zu beobachten; die Anzahl der Abhebungen an Bankautomaten ist 2023 gesunken, während die Menge des im Umlauf befindlichen Bargelds um 10% sank.

Die Riksbank vermutet, dass viele Menschen Bargeldreserven nutzen, die sie angelegt hatten, als die wirtschaftlichen Unsicherheiten nach der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 zunahmen. Für die Menschen, die auf Bargeld angewiesen sind, stellen sich erhebliche Hindernisse im Alltag dar. Obdachlose müssen beispielsweise auf teure inoffizielle „Parkhelfer“ zurückgreifen, da sie keine bargeldlosen Automaten nutzen können. In einigen Fällen haben auch geflüchtete Personen Schwierigkeiten, ihre Rechnungen zu begleichen, weil sie kein Bankkonto eröffnen können.

Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft sind nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch emotionaler Natur. Viele Betroffene berichten von einem Gefühl der Entfremdung und Stigmatisierung, insbesondere seit der Pandemie, als das Vorurteil, Bargeld sei unhygienisch, verstärkt wurde. Die Situation in Schweden zeigt die Herausforderungen und menschlichen Kosten, die mit einem schnellen Wandel hin zu einer bargeldlosen Gesellschaft einhergehen, wie [derwesten.de](https://www.derwesten.de/panorama/vermischtes/bargeld-urlaub-schweden-bargeldlos-gruende-must-be-id301307323.html) berichtete. In Deutschland könnten diese Entwicklungen als Lernprozess dienen, um potenzielle soziale Ausgrenzungen zu vermeiden, wie in einem Artikel von [smartup-news.de](https://smartup-news.de/finanzen/schweden-fast-ohne-bargeld-was-deutschland-daraus-lernen-kann/) erläutert wird.