
Am Mittwoch fand eine Personalversammlung des Schulamtes in Cottbus statt, zu der rund 500 Lehrer und Lehrerinnen erschienen. Im Mittelpunkt der Versammlung standen die geplante Erhöhung der Pflichtarbeitszeit und ein Einstellungsstopp bei Lehrkräften, wie rbb24 berichtete.
Günther Fuchs, der Landeschef der Lehrergewerkschaft GEW, äußerte erhebliche Bedenken hinsichtlich der Verlängerung der Arbeitszeit. Aktuell sind in Cottbus rund 5.500 Lehrkräfte tätig, von denen etwa 1.600 als Seiteneinsteiger arbeiten. Fuchs stellte klar, dass Seiteneinsteiger zwar unverzichtbar sind, jedoch die geplanten Maßnahmen, insbesondere der Einstellungsstopp und die unzureichende Gehaltsentwicklung, deren Arbeit entwerten könnten. Laut Fuchs werden Seiteneinsteiger im Vergleich zu ausgebildeten Lehrkräften schlechter entlohnt, trotz ihrer Weiterbildungen.
Besorgnis über Fachkräftemangel
Fuchs warnte, dass die mangelnde Attraktivität des Lehrerberufs zu einem weiteren Fachkräftemangel führen könnte. Hartmut Stäker, der Präsident des Brandenburgischen Pädagogenverbandes, kritisierte ebenfalls den Einstellungsstopp und die angestrebte Erhöhung der Arbeitszeit. Er berichtete von Arbeitswochen, die zwischen 48 und 60 Stunden schwanken, und die durch eine weitere Erhöhung um 5 Stunden weiter ansteigen würden.
In den letzten zwei Jahren konnten zahlreiche offene Stellen nicht besetzt werden. Zudem hat die Leistungsfähigkeit der Schüler in den letzten Jahren abgenommen: Aktuell erreichen 40 % der Schüler nicht die mittlere und höhere Kompetenzstufe in den Bereichen Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Lehrkräfte selbst forderten Verbesserungen für sowohl die Schüler als auch die Seiteneinsteiger, wobei die GEW bereits Protestaktionen in Potsdam plant.
Zusätzlich zeigt eine Analyse von Zeit Online, dass die Zahl der Seiteneinsteiger in Brandenburg seit dem Schuljahr 2015/16 stetig gestiegen ist. Während im Schuljahr 2015/16 nur etwa 1.000 Seiteneinsteiger (5,7% aller Lehrkräfte) verzeichnet wurden, liegt diese Zahl im aktuellen Schuljahr bereits bei 3.222, was 15,4% aller Lehrkräfte entspricht.
Besonders hoch ist der Anteil der Seiteneinsteiger in Förderschulen mit 32,6%. In Grundschulen sind es 17,0%, in Oberschulen 19,9%, und in Beruflichen Schulen 13,7%. Im Gegensatz dazu ist der Anteil an Gymnasien mit nur 2,7% relativ niedrig. Betrachtet man die verschiedenen Landkreise, liegt der höchste Anteil an Seiteneinsteigern im Landkreis Prignitz mit 24,3%, während Potsdam den niedrigsten Anteil mit 5,8% aufweist. Insgesamt zeigt sich, dass mehr als 20% der Lehrkräfte in mehreren Regionen, darunter Cottbus mit 21,5%, als Seiteneinsteiger tätig sind. Diese Lehrkräfte besitzen keine pädagogische Ausbildung, haben jedoch eine Zusatzqualifikation durchlaufen, die sie für ihren Beruf qualifiziert.