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Erfurt plant Dunkelstrategie: Lichtverschmutzung bedroht die Natur!

Erfurt plant eine umfassende Dunkelstrategie, um die Lichtverschmutzung in der Stadt zu reduzieren. Diese Initiative zielt darauf ab, den Artenschutz zu fördern und wird von Experten sowie Naturschützern unterstützt. Christopher Kyba vom Deutschen Geoforschungszentrum hebt hervor, dass Lichtstrahlen in Deutschland ein ernsthaftes Problem darstellen.

In vielen Städten, darunter Gütersloh, wird bereits die Straßenbeleuchtung in der Nacht teilweise abgeschaltet. Fulda hat sich derweil als „Sternenstadt“ etabliert und hält an einer speziellen Beleuchtungsrichtlinie fest. In Erfurt sind mehrere Behörden damit beschäftigt, Straßenlaternen zu identifizieren, die gedimmt werden können. Dabei wird auf die negativen Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf die Pflanzen- und Tierwelt hingewiesen.

Öffentliche Beteiligung und Sicherheitsbedenken

Ein Spannungsfeld besteht jedoch zwischen der gewünschten Lichtreduktion und dem Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung. Kyba äußert Bedenken hinsichtlich der Bezeichnung „Dunkelstrategie“ und deren potenziellen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung. Eine Öffentlichkeitsbeteiligung ist in Erfurt vorgesehen, um die Bürger über die Ziele der Initiative zu informieren.

Der Naturschutzbund (Nabu) Thüringen unterstützt die Pläne, warnt jedoch vor möglichen Ängsten der Bevölkerung. Nabu-Insektenexperte Ronald Bellstedt berichtet, dass jährlich Milliarden von Insekten in Deutschland durch Lichtverschmutzung ums Leben kommen. Künstliches Licht hat auch schädliche Auswirkungen auf zahlreiche Tiere, darunter Fledermäuse, Igel, Vögel, Fische und Lurche.

Parallel zur Initiative in Erfurt zeigt ein Pilotprojekt in Heiningen, Baden-Württemberg, wie Straßenbeleuchtung angepasst werden kann, um den negativen Auswirkungen auf die Umwelt entgegenzuwirken. Hier wird dimmbare Straßenbeleuchtung installiert, die sich an das Verkehrsaufkommen anpasst. Dies wird durch eine gemeinsame Sanierung der Ortsdurchfahrt und die Unterstützung der EnBW-Tochter Netze BW ermöglicht, wie EnBW berichtet.

Bei diesem Pilotprojekt wird das Verkehrsaufkommen mithilfe von Verkehrskameras, Bluetooth-Trackern und Mikrofonen erfasst. Die anonymisierten Daten fließen in ein Lichtmanagementsystem, das die Dimmlevel der Straßenbeleuchtung regelt. Bei regulärem Verkehrsaufkommen wird der Lichtstrom auf 60 Prozent reduziert und bei geringem Verkehrsaufkommen auf 25 Prozent, jedoch wird die Beleuchtung nie vollständig abgeschaltet. Dieses Vorgehen wurde durch eine Sondergenehmigung des baden-württembergischen Verkehrsministeriums ermöglicht, da die Dimmung von Straßenbeleuchtung an Landesstraßen normalerweise nicht gestattet ist.