
Die Herausforderungen des Fachkräftemangels im öffentlichen Sektor sind in Deutschland zunehmend spürbar. Der öffentliche Dienst beschäftigt über 5 Millionen Menschen, jedoch wird ein Fachkräfteverlust von rund 1 Million bis 2030 prognostiziert, was 18% unbesetzte Stellen bedeutet. Diese Situation führt zu Effizienzverlusten, einer sinkenden Leistungsfähigkeit und einem Rückgang der Servicequalität, wie Kommune21 berichtet.
Um diesem Mangel entgegenzuwirken, wurde im Kreis Traunstein das Pilotprojekt ERAS (Expertise Retention & Automation Solution) ins Leben gerufen. Ziel des Projekts ist es, Expertenwissen zu dokumentieren und Automatisierungspotenziale zu identifizieren. Die Implementierung erfolgt zunächst im Gesundheitsamt Traunstein und wird erfolgreich auf weitere Fachbereiche ausgeweitet.
Strategische Ansätze zur Fachkräftegewinnung
Das ERAS-Konzept basiert auf drei Säulen:
- Integriertes Wissensmanagement zur Vermeidung von Wissensverlusten und Förderung des Wissenstransfers.
- Ein Automatisierungsprozess, der Routineaufgaben entlastet und die Fehlerquote senkt.
- Förderung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit durch die Schaffung von Kapazitäten für Beratungs- und Projektaufgaben.
Die ersten Projektphasen beinhalten die Identifikation und Dokumentation des vorhandenen Expertenwissens sowie die Prüfung von Automatisierungspotenzialen. Sebastian Jahn, Projektmanager, hebt die Entlastung der Mitarbeiter hervor, während Julian Heigenhauser, Leiter Digitalisierung, die enge Zusammenarbeit zwischen Fachabteilungen und IT betont. Künftige Potenziale sehen Automatisierung im Bau- und Sozialbereich vor.
Auf einer breiteren Ebene hat eine McKinsey-Studie gezeigt, dass der Mangel von rund 550.000 Vollzeitkräften im öffentlichen Dienst durch den Einsatz von Generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI) um bis zu 165.000 Stellen verringert werden könnte. GenAI bietet signifikante Unterstützung, insbesondere zur Automatisierung komplexer Aufgaben. Während momentan nur 20% dieser Aufgaben automatisiert werden können, könnte dieser Anteil mit GenAI auf bis zu 55% steigen. Insbesondere Steuer- und Kommunalverwaltungen könnten von diesen Entwicklungen profitieren. Bereiche wie der Polizeivollzugsdienst sowie Schulen und Kitas bieten allerdings wenig Automatisierungspotenzial.
Die erfolgreichen Implementierungen von GenAI erfordern jedoch einen strategischen Ansatz. Es ist wichtig, Anwendungsfälle zu identifizieren, GenAI-Fähigkeiten auszubauen und Risiken sowie Datenschutz zu berücksichtigen. Beispiele für den Einsatz im öffentlichen Dienst sind intelligente Chatbots, Automatisierungen von Änderungsanträgen und Softwareentwicklung. Trotz der Vorteile bestehen auch Sicherheitsrisiken, die den Umgang mit vertraulichen Daten betreffen könnten.