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Gesichtserkennung: Warum wir in allem Gesichter sehen!

Forscher der Justus-Liebig-Universität Gießen haben ein faszinierendes Phänomen untersucht, bei dem Menschen Gesichter wahrnehmen, wo keine sind. Dieses als Gesichtspareidolie bekannte Phänomen tritt häufig in unseren alltäglichen Umgebungen auf, beispielsweise in Schaum, Baumrinde, Haushaltsgeräten und Wolken. In einer aktuellen Studie haben Pranjul Gupta und Katharina Dobs herausgefunden, dass unser Gehirn zwei grundlegende Fähigkeiten perfektioniert hat: Gesichter zu erkennen und Objekte zu klassifizieren, wie scinexx.de berichtete.

Für ihre Forschung setzten die Wissenschaftler künstliche Intelligenz (KI) ein, um neuronale Netzwerke zu analysieren. Diese KI-Modelle wurden mit speziellen Datensätzen trainiert, um Gesichter zu identifizieren sowie allgemeine Gesichtszüge und Objekte zu erkennen oder zu kategorisieren. Interessanterweise zeigten einige Modelle eine Spezialisierung auf eine einzelne Fähigkeit, während andere in der Lage waren, eine Kombination aus beiden zu meistern. Die Aufzeichnungen dieser KI-Analysen wurden zudem mit der neuronalen Aktivität im Gehirn von 22 Versuchspersonen aus einer früheren Studie verglichen, wobei die Hirnaktivität mittels Magnetoenzephalographie gemessen wurde.

Evolutionäre Gesichtserkennung und künstliche Intelligenz

Die Forschung geht über die Wahrnehmung von Gesichtern hinaus und beleuchtet die funktionelle Spezialisierung innerhalb des menschlichen Gehirns, welches spezifische Regionen für verschiedene kognitive Aufgaben wie Gesichtserkennung und Sprachverständnis bereitstellt. Dobs et al. (2022) untersuchten die Hypothese, dass diese funktionelle Trennung der Gesichtswahrnehmung eine rechnerische Optimierung für die visuelle Erkennung darstellt. Dabei stellte sich heraus, dass Netzwerke, die für die Objekterkennung trainiert wurden, bei der Gesichtserkennung schlecht abschnitten und umgekehrt. Dies deutet darauf hin, dass Systeme, die für beide Aufgaben optimiert wurden, in separate Bereiche für Gesichter und Objekte unterteilt sind, wie psychologie-news.stangl.eu berichtete.

Diese funktionale Spezialisierung in künstlichen neuronalen Netzen entwickelt sich demnach ähnlich wie im menschlichen Gehirn. Obwohl soziale Interaktionen und emotionale Komponenten für die künstliche Intelligenz keine Rolle spielen, wird diese Spezialisierung als optimale Strategie für die Wahrnehmung identifiziert. Die Erkenntnisse zu dieser evolutionären Entwicklung, die sich über Millionen von Jahren erstreckte, bieten spannende Einblicke in die Funktionsweise des menschlichen Gehirns und die Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz.